The 2nd try

Kapitel 3: The 13th



Übersetzt von EvilClone




"Ich kann immer noch nicht den Sinn dieser Freizeitbeschäftigung erfassen," sagte Rei außer Atem.

"Ha! Es sieht so aus, als würden wir wenigstens in diesem Punkt einer Meinung sein, First!" Asuka bemühte sich nicht, sie anzusehen. Stattdessen widmete sie sich ganz der Strähne ihres schweißgetränktes Haars, die sie seit einiger Zeit ärgerte, indem sie andauernd vor ihre Augen fiel. Sie hob ihren Arm, um sie wegzustreichen, aber nahm sich keine Zeit, sie ordentlich unter ihr Headset zu klemmen. "Ich habe weit Besseres zu tun, als meine Zeit dermaßen zu verschwenden! Noch dazu ausgerechnet mit Euch Beiden! Ich kann nicht glauben, dass es Menschen gibt, die sowas auch noch genießen." Sie gab langsam ihre Erschöpfung preis, denn ihre Stimme enthielt nicht mehr soviel Gift, das sie üblich in ihr Gezeter legte.

"Entschuldige," murmelte Shinji. "Es ist nicht meine Schuld, wenn ich auf einmal Glück in "Papier-Stein-Schere" habe."

"Ja, sicher! Ich könnte schwören, dass du geschummelt hast, um deinen bescheuerten Vorschlag abzuziehen!"

Rei entschied, sich aus dem Streit ihrer Pilotenkollegen rauszuhalten und stattdessen auf ihre Aufgabe zu konzentrieren. Welche mit der Zeit immer und immer schwieriger wurde. Sie fühlte sich...sie konnte das Gefühl nicht zuordnen. Es war auf einmal so, als wäre sie krank, obwohl sie vor Beginn vollkommen Gesund war. Könnte es die Folge davon sein, dass sie sowas nie zuvor gemacht hatte? Sie versuchte, das Gefühl mit einen Kopfschütteln zu verdrängen. Soryu und Ikari schienen es nicht zu bemerken, denn sie war immer noch dabei, ihn für seinen angeblichen Trick zu beschimpfen. Rei konnte nicht verstehen, wieso das Rotschopf so einen Krach um die Sache machte. Als sie mit diesem Spiel hatten entscheiden wollen, wessen Idee zur Erholungsaktivität in die Tat umgesetzt würde, hatte die aufgebrachte Deutsche den Anschein erweckt, dass sie ihn absichtlich hat gewinnen lassen. Aber das sprach sie nicht laut aus.

"Gib es endlich zu, Shinji! Du wolltest uns hierher schleppen!" dröhnte Asuka weiter.

"A-Aber Misato hat uns befohlen, irgendwas zusammen zu machen," jaulte Shinji. "Das war nicht meine Idee!"

Rei blieb still. Es war merkwürdig, denn weder Major Katsuragi noch ein anderer vorgesetzter Offizier hat dazu einen Befehl erteilt. Stattdessen wurde sie von ihren Pilotenkollegen während der Schule informiert, dass sie "irgendwas zusammen unternehmen müssen". Rei hatte nicht erwartet, dass dieses "irgendetwas" so ermüdend sein würde.

Shinji schien es auch zu bemerken. "Bist du in Ordnung, Ayanami? Du siehst erschöpft aus."

"Ich bin nicht an dieses 'Wandern' gewohnt." antwortete Rei. Dennoch, auch wenn sie nicht genau wusste wieso, aber irgendwie schien ihr diese Aktivität doch sehr vertraut...

Sie wanderten seit ungefähr zwei Stunden, auf der Route, die sie um die Stadt führte. Sie waren dabei, die Stadtgrenzen von Neo Tokio-3 wieder zu betreten, aber die Strapazen der Wanderung (dank Asukas vorgelegtem Tempo) sowie die knallende Sonne des ewigen Sommers forderten ihren Tribut von den 3 Children. Während Asuka und Shinji nur schwitzten und etwas schwerer atmeten, war es sehr überraschend, festzustellen, dass Rei weit schwächere Kondition zu haben schien. Schwer atmend, schleppte sie sich hinterher. Sie fühlte sich gar nicht gut.

"Tja, zu blöd, wenn es dir nicht gefällt, First!" ärgerte Asuka sie, als diese sich zu ihren Begleitern umdrehte. "Hättest du eine andere 'Aktivität' vorgezogen?"

Rei blinzelte. Sie hat nie darüber nachgedacht, was sie mochte, ganz besonders über das, was Andere Hobbys nannten.

Es hat schlicht niemanden interessiert.

"Ich würde Schwimmen vorziehen," sagte die blauhaarige Pilotin nach einer kurzer Pause.

"Nun, wir könnten ein anderes Mal schwimmen gehen," schlug Shinji ihr fröhlich vor.

"Nein, können wir nicht! Es scheint so, dass ein gewisser Baka vergessen hat, dass er nicht schwimmen kann!" platzte es aus dem Second Children raus.

Shinji zuckte zusammen. "Ah,..ähm...ja...gomen, Aya...AYANAMI!!"

Das war das Letzte, was sie hörte, bevor alles dunkel wurde.



"Was ist los?" fragte Asuka, als sie sich umdrehte und sah, wie Shinji ihre Kollegin vorsichtig auf dem Boden ablegte.

"Ich weiß nicht..." Er prüfte sofort ihren Puls. Der ungleichmäßige Rhythmus beruhigte seine Gedanken nicht; genausowenig wie ihr anormal rotes Gesicht, das einen unnatürliche Kontrast zu ihrer sonst fahler Haut bildete. Seine Hand auf ihrer Stirn bestätigte seine Befürchtungen. "Heiß. Es sieht nach einen Hitzschlag aus."

"Wir tragen sie. Komm, pack sie an der Rechten und ich nehm die Linke."

"Warte! Wir dürfen sie nicht so viel bewegen!" protestierte Shinji bestimmt, als Asuka sich zu der bewusstlosen Rei beugte, den linken Arm der Albino über ihre Schulter legend.

"Hör mal, Shinji, ich will mit dir momentan nicht diskutieren! Außerdem ist es nicht mehr weit. Teufel nochmal, wir haben das Ganze nur deswegen gemacht, um endlich dorthin zu kommen."

"Asuka!"

Sie seufzte. "Tut mir leid, das klingt egoistisch, ich weiß. Aber wir können sie hier weder abkühlen noch ihr sonst irgendwie helfen."

Sie hatte Recht, musste er eingestehen, als er sich umsah. Es gab in der Nähe keine Bäume, deren Schatten die Hitze hätten lindern können, oder einen Bach. So nah an der Festung der Menschen musste die Natur weichen.
Endlich gab er nach. "Ok, lass uns beeilen."



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Das Erste, was Rei bemerkte, als sie aufwachte, war etwas Kaltes und Nasses auf ihrer Stirn.

"Ah, es scheint, dass ihre Freundin wieder wach ist, Mr. Ikari," hörte sie eine Stimme einer alter Frau.

Das Gesicht eines Jungen mit braunen Haaren füllte ihr verschwommenes Sichtfeld. "Hey, Ayanami, wie fühlst du dich?"

"Wie ich mich fühle...?" flüsterte sie. " ...Müde..."

Shinjis Gesicht erhellte sich mit einen Lächeln. "Wir haben Misato angerufen; sie wird uns bald abholen. Du solltest dich noch etwas ausruhen."

Sie nickte, als sie ihren Kopf leicht drehte, um zu sehen, dass sie in einen hellen, aufgeräumten Wohnzimmer lag, aber ihre verschwommene Sicht erlaubte ihr nicht, die Details zu erkennen. Hinter Shinji konnte sie wage eine Silhouette einer Frau erkennen, deren lange graue Haare zu einen Pferdeschwanz zusammengebunden waren. Aber als sie mehr erkennen wollte, gab sie wieder ihrem Schlaf nach.

Shinji kehrte sich wieder ihrer Gastgeberin zu, das Lächeln der alten Frau empfangend. "Vielen Dank nochmal für Ihre Hilfe, Mrs. Yamadera. Wir wüssten nicht, was wir machen würden, wenn Sie und ihr Mann uns nicht reingelassen hätten."

Eigentlich war er überrascht, mit welch eifriger Gastfreundschaft sie von dem älteren Paar empfangen wurden. Nachdem Mr. Yamadera ihnen geholfen hatte, Rei in den Haus zu tragen, hatten sie sich nahezu von Tee, Gebäck und anderen Süßigkeiten von seiner Frau wehren müssen.

"Ach, ist schon gut. Seit unsere Kinder ausgezogen sind, ist es hier etwas einsam geworden. Daher freuen wir uns über jeden Besuch. In diesen Tagen haben wir nicht mal mehr viele Kunden, so ist unsere Gärtnerei für uns mehr ein Hobby als Geschäft geworden. Der letzte Kunde, den wir hatten, war vor etlichen Wochen hier und er wollte auch nur Wassermelonensamen..." sie brach ab, den perplexen Blick des Jungen bemerkend. "Oje, tut mir leid, ich muss dich mit meinen Geschichten langweilen."

"Nein," er schüttelte verneinend den Kopf. "Ich...Ich meine... Hatte dieser Kunde einen Dreitagebart, einen kurzen Pferdeschwanz und war er sowas wie, ähm, charmant?"

"Hm? Oh, ja, das war er," schaute sie, als würde sie sich erinnern, als sie über den Gedanken lächelte. "Koichi ist sogar etwas eifersüchtig geworden, obwohl er in dem Alter genauso war." kicherte sie. "Du kennst ihn?"

"Nun, ja, mehr oder weniger..." lachte er leise. 'Na, das ist aber ein Zufall...'

"Hmm, diese Melonen müssen seitdem ganz schon gewachsen sein. Hast du sie schon gesehen?"

"Nein, noch nicht. Aber ich glaube, das werde ich bald..."

Trotz des fragenden Blickes der alter Frau verzichtete er auf weitere Erklärungen.

"Na, deine andere Begleiterin nimmt sich aber Zeit. Ist sie immer so lange im Badezimmer?"

"Ach was, am frühen Morgen ist sie sogar noch schlimmer..." Shinji drehte sich ab, ihren Blick ausweichend; er errötete, als er bemerkte, dass diese Bemerkung leicht missverstanden werden könnte.
"Ähm...also..."

"Oh, tut mir leid, ich wollte dich nicht in Verlegenheit bringen," lachte Mrs. Yamadera wieder. Es war allerdings leicht zu bemerken, dass sie es damit nicht sonderlich ehrlich meinte. "Aber nachdem du schon zugegeben hast, dass du ihre Morgenrituale kennst, würde es bedeuten, dass sie dir SEHR nahe steht."

"Nun...j...I-Ich meine, nein, ich...wir leben zusammen...äh...äh...nicht wie Sie denken!" platzte er hinaus, sichtlich nervös unter dem neugierigen Blick der grauhaarigen Frau. 'Verdammt, sie ist beinahe eine ältere Version von Misato!'

"Sie sind aber leicht zu ärgern, Mr. Ikari. Aber du solltest besser mal nach ihr sehen. Ich schätze, euer...wie hast du sie genannt? Euer Vormund? Ich schätze, sie wird bald eintreffen."

Er nickte schüchtern. Nachdem er nach Rei geschaut hatte, ging er Asuka suchen.

Es dauerte nicht lange, um sie zu finden, weil das Haus nicht zu groß war. Und er kannte es recht gut.
Genauso gut, wie er sie kannte.
Er war nicht dumm; er wusste genau, dass sie nicht hierher kommen wollte, nur um die Hausbesitzer kennenzulernen.

Er fand sie genau da, wo er sie erwartet hatte. Sie stand im Flur vor dem Zimmer, sich nicht bewegend, als sie Angst von dem hatte, was sie drin finden würde. Er konnte gut verstehen, wieso sie da stand; starrend auf die geschlossene Tür.

Das war einmal sein Zimmer, bevor...

"Hallo? Jemand zu Hause?" rief eine bekannte Stimme vom Eingang, die sie beide aufschrecken ließ.

Misatos Stimme riss Asuka aus ihrer Trance und sie drehte sich abrupt zu ihm. Es brach ihm das Herz, die unvergossenen Tränen in ihren Augen zu sehen. In diesem Moment hasste er ihre Entscheidung mehr als jemals zuvor; er hasste es, nicht riskieren zu können, sie an sich zu drücken, sie in seine Armen zu schließen.
Er tat das nächstbeste, indem er beruhigend seine Hand auf ihre Schulter legte, ohne den qualerfüllten, doch beruhigenden Blickkontakt zu verlieren. Mit einen erzwungenen, dennoch dankbaren Lächeln legte sie ihre Hand auf seine und drückte sie leicht. Ein kaum merkbares Nicken beantwortete seine unausgesprochene Frage...

"Ja-aa!" antwortete er in Richtung Eingang. "Wir kommen schon!"

Und stand dabei still.

Ohne den Kontakt zu verlieren.



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"Und sind Sie sich sicher, dass so eine junge hübsche Frau wie Sie kein frisches Gemüse möchte?"

"Äh, nein, sorry, ich..." Mit Schweiß auf ihrer Stirn versuchte Misato die andauernden Angebote des netten alten Mannes so höflich, wie möglich mit einen Lächeln abzuweisen.

"O, wirklich? Der Salat und die Möhren sind dieses Jahr richtig gut gekommen. Und sie sollten meine dicken, langen..."

"KOICHI!"

"...Gurken sehen," beendete er den Satz, den seine Frau unterbrochen hatte. "Was ist?"

Mrs. Yamadera verbeugte sich vor Misato. "Bitte, entschuldigen Sie meinen Mann, Ms...?"

"Katsuragi."

"...Ms. Katsuragi! Er ist immer so mit jungen, attraktiven Frauen," sie schenkte ihm einen finsteren Blick.

"Also, entschuldige bitte, dass ich versuche, etwas zu verkaufen..." murmelte er vor sich hin.

Ihren kleinen Zwist beobachtend, konnte Misato nicht anders, als an jemand anderen erinnert zu werden. "Äh, tut mir leid, ich wollte keinen Ärger verursachen," sagte sie mit einen nervösen Lachen.
"Ich wollte nur die Kinder abholen."

Wie auf Abruf, kamen Shinji und Asuka zum Vorschein.

"Na, Ihr beiden," grüßte sie sie "Wollen wir los?"

Shinji warf einen kurzen, doch merkbaren Blick zu seiner rothaariger Mitbewohnerin, die ungewöhnlich teilnahmslos nickte. "Ja. Wir müssen aber noch Ayanami zur Hand gehen," antwortete er mit einen Fingerzeig ins Hausinnere.

"Koichi, du hilfst ihnen!" kommandierte Mrs. Yamadera.

"Ja, ja..."



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"Und, erzählt ihr es mir jetzt?" fragte Misato auf der Heimreise, nachdem sie Rei zum NERV-Krankenhaus gebracht hatten. Und als wären noch keine Probleme mit den Children genug, musste sie zur Nachbesprechung der letzter Engel-Mission in einer Stunde. Also wollte sie wenigstens jetzt ihren Spaß haben.

"Was erzählen?", kam es augenblicklich vom Rücksitz.

"Was ihr da draußen getrieben habt?" Sie drehte den Ton gegen Satzende auf, als sie zum "?rger-Modus" wechselte.
"Wohl einen Dreier in den Büschen probiert, wie?"

"MISATO!!" riefen beide Teens, mit tiefroten Visagen.

"Wie wagst du es wagen, so von mir zu denken? Als ob ich mich dazu erniedrigen würde, SO ETWAS mit solchen Freaks, wie den BEIDEN..." fügte Asuka empört hinzu.

"A-Abgesehen davon, du hast ja selber gesagt, wir sollten mehr Zeit miteinander verbringen..." In der Art und Weise, wie Shinji starrte, mussten für ihn seine Schuhe im Moment einen unheimlich interessanten Anblick darstellen.

"...Nur der Gedanke daran...Büah..." setzte Asuka fort.

"Tat ich das?" fragte Misato ungläubig, die Wörterflut von dem Rotschopf schlicht ignorierend. Sie konnte sich daran nicht erinnern. Hat sie vielleicht getrunken, als sie das sagte?

"...Ich will eine Dusche und das sogleich wenn wir da sind!..."

"A-Also, ja, eigentlich war es damals, als wir die Synchronisationtraining gemacht haben..." sagte Shinji verlegen.

"...Vielleicht kriege ich damit diese...widerlichen Bilder aus meinen Kopf..."

Misato schmälerte ihre Augen. "Oh, erstaunlich, wie erpicht ihr meinen Befehlen nachgeht..."

"...Und das wäre schon schlimm genug, dass sie immer denkt, dass ich irgendwas mit IHM zu tun habe, aber auch noch mit IHR!..."



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"Wie lange wird das First Children außer Dienst bleiben müssen?" Commander Gendo Ikari erwartete den täglichen Bericht von seiner Untergebener, die vor seinen Tisch stand.

"Dr. Kanegawa empfahl, sie für mindestens einen oder zwei Tage unter medizinischer Aufsicht zu lassen," sagte Ritsuko, von seiner kalter Stimme schaudernd.

"Sie wird heute Abend entlassen," sprach er, als bestelle er sich ein Mittagsessen.

Eitsuko hob eine Augenbraue. Nicht, dass sie sich sonderlich um das Wohlergehen des First Children sorgte, aber ein kranker Pilot würde ihnen nichts nützen. "Sir?"

"Gibt es ein Problem, Dr. Akagi?"

"Nein, Sir!" Sie verkniff sich einen Seufzer. "Ich werde die medizinische Abteilung informieren."

"Gut. Sie werden sie in den folgenden Tagen untersuchen. Ich will den Prototyp so bald wie möglich fertig gestellt haben."

"Ich sehe keine Probleme damit. Die Arbeiten gehen sehr schnell voran. Allerdings haben wir einige Mängel bemerkt..."

"Das spielt keine Rolle", schnitt er ihr das Wort scharf ab.

"Aber..." Sie konnte den Satz ebenfalls nicht beenden, aber das hatte sie auch gar nicht erwartet. Gendo Ikari war ein Mann, der nur an Erfolgen interessiert war.

"Was ist mit diesen unnatürlichen Synchronwert-Vorfall mit Second und Third Children?" wechselte er das Thema. "Haben sie die Ergebnisse der Untersuchung?"

"Nein. Die MAGI konnten auch keine brauchbare Erklärung dafür finden. Vielleicht war es auch nur ein Zufall."

Ritsuko konnte sehen, dass diese Antwort ihn genauso wenig begeisterte, wie sie selbst. Ihr wissenschaftlicher Geist verlangte nach einer logischeren Erklärung, als purem Glück.

"Na gut, lassen wir das Thema fallen," erklärte er schließlich. "Wenn wir es nicht wiederholen können, es für uns ohne Nutzen."

"Ja, Sir."

"Sonst noch was?"

"Der Test der S2-Engine ist angesetzt für..."



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"Wie immer, Ayanami und Aida sind abwesend." Der Lehrer der Klasse 2-A schaffte es, die Hälfte seiner Schüler noch vor Beginn seines 'Unterrichtes' zu langweilen. Toji gehörte definitiv zu dieser Hälfte. Er lehnte sich in seinem Stuhl zurück und legte die Beine auf den Tisch, in keinster Weise Respekt gegenüber den alten Mann äußernd.

"He, Toji," flüsterte Shinji zu seinen Kumpel, während der Lehrer sich in seiner Erzählung versank. "Wo ist Kensuke?"

"Er ist in Neo-Yokosuka, schaut sich die Kriegsschiffe an. Er meinte, dass die "Myoko" heute anlegen würde."

"Suzuhara!"

Der Junge fiel beinahe aus seinen Stuhl vor Schock raus, als der Lehrer nach ihm rief. "Ja!"


Shinji zog seinen Laptop hervor und tippte die Nachricht gleich ein, als der Boot Prozess beendet war.

[-Kensuke ist in Neo-Yokosuka. Jetzt bin ich mir sicher, dass es heute ist.]

Die Antwort ließ auf sich nicht lange warten.

[-Also wird es heute verschwinden.]

[-Ja. Und dann wird der Nächste kommen.]



Einen Augenblick später, eine halbe Welt entfernt, brach die Hölle aus.



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"Wie ist der Status?"
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"Die MAGI bestätigt..."
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"Verschwunden?"
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"Es ist weg!"
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"Ich bin sowas von erledigt!
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"...ist in Panik."
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"...die Ursache?"
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"...Nur Satellitenfotos..."
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"...Tausende von Menschen..."
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"...keine Explosion..."
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"...der S2-Antrieb..."
**
"...wir erhalten Einheit-03..."
**
"...wir wird die Testprozedur verlaufen?"
**



"Ermittelt den Fourth..."



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"Was soll das heißen, du hast unser Mittagessen vergessen??" Asukas laute Stimme zerriss den Frieden der Mittagspause, all die Aufmerksamkeit der Klasse auf das 'Biest' und ihr übliches 'Opfer' richtend.

"Wir...Ich...war etwas beschäftigt, weißt du?" Shinji sank weitere Zentimeter hinter der Tischkante in der Hoffnung, dem Zorn der Roter Furie zu entrinnen. "Ich, nun, ich hatte keine Zeit etwas zu kochen, verstehst du?"

"Und weil DU so lahmarschig bist, muss ICH jetzt hungern?"

Toji konnte es sich nicht mehr länger ansehen. Es war Zeit, seinen Freund zu 'helfen' – um endlichlich seine verschiedene verpackten Mahlzeiten, die er sich gekauft hatte, in Ruhe genießen zu können.

"Na, schon wieder Ehekrach, ihr beiden?" 'Das sollte genügen...'

Wie erwartet, es dauerte etwas, bis sie, nach schallenden Gelächter der Schüler, es zusammen arg verneinen würden. Aber...

'Kaum Erröten? Das sieht so aus, als würden sie ein Lachen unterdrücken!? Konnten sie eigentlich...?'

Tojis Gedanken wurden von einem 'Hmpf!' des Rotschopfs unterbrochen, welcher sich umdrehte und ihr langes, rostrotes Haar ins Gesicht von Shinji schlug.

'Nee, die müssten doch total besoffen sein, eher sie anfangen, sich zu mögen...'



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"Wir werden den vierten Piloten für die Tests mit Einheit-03 in Matsushiro verwenden." erklärte Dr. Akagi ihrer Studiumsfreundin, als sie die Daten für die besagten EVA und ihren Piloten sammelte.

"Hm? Haben sie den Fourth Children gefunden?"

"Ja, gestern..."

Misato wurde mürrisch. 'Und ich bin mal wieder die Letzte, die es erfährt...'
"Ich habe noch keine Unterlagen des Marduk Instituts bekommen..." murmelte sie.

"Die offiziellen Unterlagen kommen morgen."

"Dr. Akagi, versteckst du wieder irgendwas von mir?" fragte sie offen.

"Nein," kam die einfache Antwort.

Es war nicht die Antwort, auf die Misato gehofft hatte, doch sie bezweifelte, dass sie eine bessere bekommen würde. Jedenfalls nicht jetzt.

"Ah, ja, okay. Und wer ist der Auserwählte?" Sie drehte sich um und schaute auf den Schirm, wo ihre Freundin die Daten anzeigte. Ihre Augen weiteten sich, als die Identität des Fourth Children zum Vorschein kam. "Was? Es ist...?"



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"Suzuhara!" Tojis Pfad zur Freiheit versperrte die Inkarnation der Vernunft, Hikari Horaki. "Du hast Klassendienst diese Woche, also komme deinen Pflichten nach!"

"Was meinst du damit?" jammerte er, in einen Versuch, seinen unbeliebten Aufgaben auszuweichen, den anderen Schülern neidisch hinterherschauend.

"Das hier!" sie hielt ihm die Unterrichtsunterlagen vor die Nase. "Der Lehrer sagt, du sollst ihr die Kopien bringen."

Verletzt, doch nicht besiegt, nahm er sie an sich. "Aber jemand anders wäre doch dafür besser geeignet, als ich," konterte er.

"Ayanami war heute abwesend."

"Ayanami und ich...das würde nie klappen. Und alleine zu einem Mädchen zu gehen..."

Hikaris Gesicht erleuchtete sich mit Hoffnung... "Ich könnte..."

"Shinji!" unterbrach er sie, seinen Kumpel rufend, der sich nach ihm umdrehte. Hikaris Lächeln verschwand auf der Stelle.
"Du wirst mich begleiten!"

"Nein, wird er nicht!"

"Aahh!" schrie Toji vor Überraschung, als jemand durch die Tür schoss. "Asuka, ich dachte, du wärst schon weg!"

"Wie du sehen kannst, das bin ich nicht!" Sie packte den jammernden Shinji am Kragen. "Es ist die Schuld von diesem Baka, dass ich heute nichts zu essen gekriegt habe und wenn er mir kein anständiges Abendessen zu Hause macht, dann werde ich dafür sorgen, dass das Idiotentrio wieder ein Idiotenduo wird!"

"T-Tut mir leid, Toji..." stammelte Shinji noch, bevor er aus dem Klassenzimmer hinausgeschleppt wurde.

Der Typ starrte ihm hinterher. "Mann, wie kann man nur so unter dem Pantoffel liegen?" sprach er leise.

Klassensprecherin Horaki räusperte sich laut, was Toji veranlasste, seinen Hals beinahe um volle hundertachtzig Grad nach hinten zu drehen.
"Wirst du jetzt diese Ausdrücke ihr nach Hause abliefern oder was?" sie versuchte ihr Bestes, bedrohlich zu klingen.

"Aber ich weiß nicht mal, wo sie wohnt!" protestierte er.

Ihre Züge erweichten und ihre Sonnensprossen verbargen kaum ein leichtes Erröten auf ihrem Gesicht.
"Wie...wie ich schon sagte, ich könnte dich begleiten..."

"Ach so..." war alles, was er aus sich hervorbrachte, bevor die beiden in ein Moment der Stille versanken.

'Ich kann nicht glauben, dass ich ihn gefragt habe,' dachte Hikari, als sie ihren Blick verstohlen nach unten richtete. 'Worauf wartet er noch? Bitte, sag ja! Aber was, wenn er das nicht tut? Er hat immer noch nicht geantwortet. Ist es ein gutes Zeichen? Oder überlegt er sich, wie er mich fallen lässt? Was ist, wenn Asuka recht hatte und er nur ein Perversling ist, der darauf wartet, mir an die Wäsche zu gehen? Nun, das könnte ganz ne...ohhh, was denke ich mir nur dabei??'

"Kannst du es dann nicht alleine machen?"

Erschrocken von seinen groben, unerwarteten Antwort, wachte sie aus ihren Überlegungen auf. "Nein!" - platzte es beinahe aus ihr raus, bevor sie Fassung gewann. "Ich meine, du hast offiziell Dienst!"

"Oohh..."



**************************



"Wir sind zu hause!" rief Shinji in die Wohnung, als die Tür hinter ihm zuging. Asuka zog schon ihre Schuhe aus und schaute sich in der Wohnung um.

"Misato ist nicht da, w..." Bevor Asuka den Satz beenden konnte, fand sie sich in einer enger, doch angenehmer Umarmung von hinten wieder. "Du bist hoffnungslos, weißt du das?" sie lächelte ihn über die Schulter an.

"Ja," leise lachend, küsste er sich ihren Hals hoch. "Habe ich dir schon mal gesagt, wie süss du in dieser Schuluniform aussiehst?"

"Na, siehe an," schaute sie ihn gespielt-wütend. "Ich hätte wissen sollen, dass du nur ein dreckiger Hentai bist, der kleinen Schulmädchen nachspannt." in falscher Empörung wand sich von ihm ab.

Nur um wieder sanft mit einer Hand auf ihrer heißer Wange zurückgewandt zu werden. "Nein,"
sagte er, als seine Lippen ihre berührten, "Nur hinter einer."


Endlich drehte sie sich zu ihm um, um seine Umarmung zu erwidern, legte ihre Hände um seinen Hals und zog ihn an sich enger heran, ihren Kuss vertiefend, den sie teilten. Sie bereute bereits, dass dies nicht länger andauern könnte.

"Baka," flüsterte sie lächelnd. "Misato könnte jeden Augenblick auftauchen..." sie erschrak. "...und wir werden beobachtet."

Shinji drehte seinen Kopf, um ihrem Blick zu folgen und traf die Augen eines Pinguins, der die Szene neugierig betrachtete, bis er sich in seinen Kühlschrank zurückzog.

"Oh, vergiss ihn," lachte er, "bezahl ihn mit einem guten Essen und er verliert kein Wort darüber."

"Aber...Misato...oder jemand anderer könnte..." Trotz ihrer Worte klammerte sie sich enger an ihn und legte ihren Kopf auf seine Schulter, im Wunsch, ihn nie loszulassen.

Er seufzte. Sie hatten dies bereits dutzende Male besprochen, doch... "Wir...wir könnten wenigstens sagen, dass wir uns verliebt haben..."

"Oh, Shinji, das haben wir doch schon besprochen. Sie würden es niemals glauben, dass ausgerechnet wir ein Liebespaar werden könnten. Einfach so, ohne jeglichen Grund. Sie denken, wir würden uns gegenseitig hassen..." Ihre Stimme wurde leiser, "Oder zumindest, dass ich dich hassen würde, dank meines Stolzes..."

Er spürte Asukas Sorge, als sie sich an ihre alten Fehler erinnerte, die sie schon lange vergessen hatten. Um sie zu beruhigen, zog er sie an sich so nah, wie möglich, während er langsam ihren Rücken streichelte.
"...Und dass ich es nie im Leben wagen würde, dir so nahe zu treten. Aber ich muss zugeben, es war nicht viel anders, als 'einfach so', als es passierte."

Sie gab ihm ein schwaches Lächeln. "Du nennst den Third Impact 'nicht viel'?"

Shinji warf ihr ein schiefes Grinsen zurück. "Meinst du, unseres kleines Vorhaben mit Toji und Hikari könnte klappen?" wechselte er das Thema.

"Das sollte es lieber! Sie haben bereits unseren Plan mit der Wandertour vermasselt!"

"Nun, wenigstens hatten wir die Gelegenheit, Rei ein Bisschen gegenüber anderen zu öffnen."

"Ja, toll und es endete mit ihr im Krankenhaus," rollte sie ihre Augen hoch.

"Hey, aber im Endeffekt sind wir..." er hielt inne, als er ihre Verspannung spürte. "Ist alles okay?"

Obwohl es eine einfache Frage war, dauerte es einen Augenblick, eher sie antworten konnte.

"Ja..." kam eine Antwort, zu schwach, um wahr zu sein, dachte er sich. "Es fühlte sich nur so... Ich weiß nicht, wie ich sagen soll... so leer da..."

Er nickte zustimmend, als seine Gedanken zum vorherigen Tag wanderten, als er sie genauso halten wollte, ihren Schmerz über das plagende Gefühl in diesen Haus zu lindern, bis...


"Misato!"

"Hä?!" Überrascht wand sie sich mit Kraft aus seiner Umarmung, in Panik nach dem angesprochenen Major umschauend. "Es war nicht meine Idee, Misato! Dieser Baka-hentai versuchte... Wo ist sie?"


"Was?" Er stand da etwas verdutzt, bis er das Missverständnis kapierte. "Nein, ich meinte: Misato wird sehr spät kommen."

Nach einen Augenblick verflog ihr finsterer Blick und sie grinste wieder. "Baka!" sie klatschte ihn auf die Stirn. "Erschrick mich nie wieder so!" sagte sie, als sie mit einen lüsternen Blick hinzufügte. "Also haben wir mehr Zeit für uns?"

"Ich fürchte nicht," seufzte er. "Wir haben Synchrontests heute abend..."



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"Hallo? Ayanami, bist du zu Hause?" Toji wartete auf eine Antwort hinter der geschlossener Tür der Wohnung, wo seine Klassenkameradin wohnte... Ganze zwei Sekunden lang. "Offenbar nicht..." stellte er fest und drehte sich zum Gehen um.

Wenn bloß nicht diese schmale Hand gewesen wäre, die ihn daran hinderte.

"He, du hast die Kopien noch nicht abgegeben!"

"Aber Klassensprecherin," jammerte er zu dem brünetten Mädchen mit zwei Zöpfen, "Sie wird diese Ausdrücke nicht in diesen überfüllten Kasten sehen! Und ich habe keine Lust, auf sie zu warten!"

In einen Versuch, sich vom stahlharten Griff der scheinbar zerbrechlichen Mädchen zu befreien, fuhr er herum und stolperte gegen die Tür. Mit einen Ächzen gab die Tür nach und verschaffte Zutritt zu Wohnung 402.

"Es ist offen?" fragte Hikari ungläubig.

"A-Aber wir können nicht so einfach reingehen!"

"Ist sie vielleicht zuhause und kann uns einfach nicht hören?" fragte sie. "Ayanami? Wir kommen jetzt rein!"

Langsam traten die beiden hinein; vorsichtig, als würde in der kleiner Wohnung ein Monster lauern, der auf einen leckeren Sportler-imbiss mit einen Klassensprecherin-Dessert wartete. Was sie allerdings empfing, war ein Anblick des abgedunkelten, dreckigen Zimmers.

"Mein Gott!" hielt sich Hikari die Hand vorm Mund.

"Ist das die Wohnung von einen Mädchen? Nicht besonders gemütlich..." Toji näherte sich dem nicht gemachten Bett und warf die Ausdrücke unachtsam auf das Kissen. "Nun, lass uns..."
Er hielt inne, als er sich zu dem pflichterfüllten Mädchen umdrehte und sah sie auf dem Boden kniend.
"Sag mal, was machst du denn?"

"Ich räume auf. Ich kann diesen Zimmer nicht so lassen."

"Schön, aber erwarte keine Hilfe! Das ist nicht der Job für einen Mann!" erklärte er stolz.

"SUZUHARA!"

Das zog seine Aufmerksamkeit auf sie. Aber vielleicht könnte sie ja diese 'hilflos-verführerische-Methode' ausprobieren, wie sie Asuka des Öfteren verwendete.

"Du willst doch nicht das arme Mädchen alleine die ganze Arbeit erledigen lassen, oder?"

"Ich werde nicht...aber...Ich... Oh, Mann!" er seufzte resigniert, während Hikari sich eine geistige Notiz machte, dass diese Methode vielleicht etwas peinlich, aber definitiv nützlich war.



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"Du hast dich sehr verändert."

"Hm?" fragte der Schulsportler halbwegs interessiert, immer noch konzentriert den Müll aufsammelnd.

"Ich meine nur, wenn jemand mir vor ein paar Monaten gesagt hätte, dass du eine nette und fürsorgliche Person bist, hätte ich ihn ausgelacht," erklärte Hikari mit einer Röte im Gesicht. Es war vielleicht nicht die ganze Wahrheit, aber es schien die beste Art, es ihm zu sagen.
"Aber jetzt bin ich mir nicht mehr sicher, was ich sagen würde, nachdem was deiner Schwester passiert ist und seitdem Du und Ikari befreundet sind..."

Sie schaute zu ihm herüber, einen Toji-typischen Ausbruch erwartend.

Er hielte inne und starrte mit einen untypisch ernsten Ausdruck ins Nichts. 'Ich sollte nicht seine Schwester erwähnen! Idiotin!' scholt sie sich, sich wieder umdrehend.

"...Vielleicht hab ich das..."

"Hm?" Hikari blinkte überrascht, als Toji sprach.

"Mich verändert, meine ich..." Er schenkte ihr ein leichtes Lächeln. "Aber das hast du auch."

"In...Inwiefern?"

"Du warst nie so..." er wurde vom Geräusch der sich öffnender Tür unterbrochen, als die rechtmäßige Bewohnerin ihre Wohnung betrat, Hikari erschreckend, die nicht mal ihre Spannung bemerkt hatte. Rei spazierte hinein, als wären die beiden Eindringlinge nicht da gewesen.

"Es tut uns leid!" riefen die beiden unisono, was nur einen fragenden Blick ihrer blauhaariger Mitschülerin hervorbrachte.

Das Hauptproblem eines fragenden Blicks ist: Man weiß nicht, WAS die Frage ist. Und ganz besonders, wenn die Person, die den besagten Blick gibt, Rei Ayanami ist.

"Äh...nun, wir brachten Dir die Kopien der Unterlagen..."

"...und die Tür war offen..."

"...so kamen wir hinein..."

"...und sahen dein Zimmer...

"...und wi...sie entschied sich, aufzuräumen..."

"...aber wir haben nichts Anderes gemacht..." Beide wurden rot. "...Ich meine, mit deinen Sachen..."

Rei fand sich in einer seltener Situation wieder: Sie wusste nicht genau, wie man gegenüber errötenden und stotternden Reinigungshelfern verhalten sollte. Menschen hatten ihr geholfen, normalerweise auf der Arbeit, aber es war das erste Mal, dass sie sich entsinnen konnte, dass irgendjemand irgendwas...Nettes machte, ohne danach gefragt zu werden.

"Ich bin...dankbar für Eure Arbeit," sagte sie endlich zögerlich und verbeugte sich formal vor den beiden.



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"Mensch, diese EVA-Piloten sind echt komisch," kommentierte Toji, als sie sich auf dem Weg nach Hause machten.

Hikari nickte. "Ja, wo Asuka extrem...nun, 'extrovertiert' ist, " Sie sah Toji die Augen hochrollen, "Dann ist Ikari genau das Gegenteil. Und Ayanami, tja, sie ist..."

"...Freakig?"

"Suzuhara! Du sollst so nicht über Leute hinter ihrem Rücken sprechen!"

"Sorry, sorry!" Er hob die Hände abwehrend hoch. "Weißt du, so schlimm war es gar nicht," sagte er leise, was sie überraschte...und sogar sich selbst. Beide standen am Wegesrand, während sie versuchten, alles Mögliche anzustarren, nur nicht sich gegenseitig. Diese Stille kann verstohlen und seltsam sein, wenn man zu zweit auf einer leerer Straße steht, während die Sonne zum Abschied die Gegend in orangenes Licht taucht und die Zikaden ihr Abendkonzert anfangen. Ganz alleine, mit jemanden, den man...

"Äh...Ich glaube, ich gehe dann mal wieder. B-Bis morgen," stammelte Toji, bevor er nach hinten stolperte und im Laufschritt fortging.

"S-Sicher..." flüsterte Hikari, als sie ihn hinter der Ecke verschwinden sah.



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"Wo wart denn Ihr beide?" fragte Dr. Akagi ungeduldig zwei Teenager, die gerade über durch den Korridor rannten.

"Sind wir zu spät? Das ist alles seine Schuld!"

"Ach ja? Du warst diejenige, die..."

Ritsuko schüttelte ungläubig ihren Kopf. Manchmal wunderte sie sich, wieso die Evangelion-Piloten, die Bekämpfer der Engel und Retter der Menschheit sich stritten, wer die Schuld hatte, wie kleine Kinder.
Doch immer wieder musste sie sich selber daran erinnern, dass sie noch die Kinder WAREN.

"Nein, eigentlich seid ihr sogar zu früh," unterbrach sie die beiden. "Wir wollten gerade eine Besprechung vor euren Tests abhalten, aber ein gewisser Major ist immer noch nicht erschienen,"
Sie seufzte.
"Shinji, könntest du mir einen Gefallen tun und nach ihr schauen?"

Er nickte zustimmend und ging fort.

"So, jetzt hat der Baka was zu tun und was ist mit mir?" fragte der Rotschopf.

"Nun, da du hier bist, könnten wir ein paar Ausdauertests machen, bis Misato da ist," schlug die Doktor vor.

Asukas Augen wurden zu Schlitzen. "Das ist wohl nicht Ihr Ernst, oder?"

"Hast du mich jemals scherzen sehen?"



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Währenddessen machte sich Shinji auf dem Weg zu der Lounge, wo er sicher war, Misato anzutreffen, selbst wenn er das schon nicht im Vornherein gewusst hätte. Wann auch immer sie nicht da war, wo sie sollte, war sie gewöhnlich dort, trank etwas und tratschte mit dem Personal, das im Unterschied zu ihr tatsächlich Pause hatte.

'Entweder das, oder sie benutzt gerade die Toilette, um die Ganzen Flüssigkeiten wieder herauszukriegen,'
dachte er vor sich hin, amüsiert. Aber diesmal würde ganz sicher da sitzen und mit Kaji reden.

Kaji...

Seine Hand wanderte zu dem Umschlag in seiner Hosentasche. Nein, dafür war es zu früh...

Er hörte eine schnelle Bewegung, als er die Lounge betrat.


"Misato?" rief er aus, als er eintrat und sah die beiden bei den Getränkeautomaten stehend, ungefähr zwei Meter voneinander entfernt; Kaji nippte unschuldig an einer Dose. Shinji war sich nicht sicher, was die beiden von ihm verbergen wollten und so gesehen, wollte es auch nicht so genau wissen.

"Oh, hi, Shinji. Ich hatte dich eigentlich früher erwartet. Wenn du Tests abends hast, kommst du eigentlich immer gleich nach der Schule."

"Äh...ich glaub'...ich hab's vergessen..." er kratzte sich am Hinterkopf.

"Hey, hey, kein Grund, beschämt zu sein. Wenn ich du wäre, würde ich das bisschen Freizeit auch nicht hier verschwenden." meinte Misato beschwichtigend

"Äh, Ritsuko sagte, deine Besprechung fängt gerade an..."

"Okay, danke." Mit einen "Man sieht sich" zu Kaji, liess sie die beiden Männer unter sich.

"Hey, willst du 'nen Tee?" schlug der ältere vor.

"Eigentlich," grinste Shinji, "ziehe ich Kaffee vor."

"Hä?"



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"Kaji," begann Shinji, "Sie arbeiten aber nicht nur für NERV, oder?"

Für einen Moment sah der Mann auf der anderen Ende der Bank in der Geo-Front so aus, als würde er sich verschlucken. Es dauerte aber nicht lange an.

"Du hast aber keine Angst vor den Menschen, denen du vertraust, oder?"

"Tut mir leid."

"Also, wenn sogar du es weißt..." Kaji seufzte. "Scheint so, als wäre mein kleiner Nebenjob aufgeflogen..."

"Ich weiß nicht alles. Das Meiste sind nur Spekulationen. Aber eigentlich hoffte ich, dass einiges davon wahr sein könnte..."

"Ich verstehe...Komm, ich zeige dir was Nettes," der Agent zeigte Shinji sein TM-Lächeln, als er aufstand. "Es sei denn, du hast Angst, dass ich dich für dein Wissen verschwinden lassen werde..."



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"Wassermelonen?" fragte der junge Ikari das Offensichtliche, als er sich hinkniete und einen der runden, grün gestreiften Früchte berührte.

Kajis Mund formte ein stolzes Lächeln, während er seine 'Babys' bewässerte. "Sind sie nicht schön? Es ist mein Hobby."

"Keine Sorge, Geheimnisse sind bei mir sicher," versicherte Shinji. "ich meine die beiden von Ihnen."

"Tja, danke. Weißt du, etwas zu erschaffen und zu aufzuziehen ist etwas Tolles. Du lernst alles Mögliche kennen, wie Glück..."

"Ja," seine Stimme wurde monoton, "aber je mehr Glück man dabei erfährt es aufzuziehen, desto mehr schmerzhafter es ist, wenn man es verliert.... "

"Hasst du Schmerz?"

"In diesem Falle? Ja!" Shinji nickte finster.

"Oha. Was ist denn mit deinen Pflanzen passiert, dass dich so trauern lässt?"

Shinji schaute ihn an, sichtlich überrascht. "Pflanzen?"

"Oder, was hast du aufwachsen sehen?" zuckte Kaji mit den Schultern.

"Oh, es ist...verschwunden..."

"Gestohlen?"

"Ja, in der Art..." nickte Shinji. "Ich denke, sie wässern sie ein wenig zuviel," wechselte er plötzlich das Thema, eine der Melonen neben seinen Ohr haltend, während er sie abklopfte.

"Wie meinen?"

"Ich könnte mich aber auch irren. Sie sollten Asuka fragen, sie weiß darüber besser Bescheid, als ich...äh...schon gut, vergessen Sie's." entschuldigte der Junge rasch und legte die Frucht zurück.

Kaji schaute ihn verdutzt an. Er merkte nicht mal dass er immer noch dieselbe Stelle wässerte. Es war ihm bereits neu, dass der schüchterne EVA-Pilot auf einmal ein Hobby-Gärtner war, aber müsste er nicht wissen, wenn Asuka sowas auch mal gemacht hätte? Sie würde nämlich genauso damit vor ihm prahlen, wie mit all ihren anderen positiven Seiten. Und wieso sollte sie das Shinji erzählen?

Sein klingendes Handy unterbrach seine Überlegungen und brachte ihn zurück zur Realität.



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Die Synchrontests kamen und gingen, wie auch Tag und Nacht. Und früher oder später fanden sich die Schüler aus der Schule der Children in ihren Klassen wieder. Aber wie auch die Nacht durch den Tagesanbruch ersetzt wurde, kam an die Stelle des langweiligen Unterrichts irgendwann die Mittagspause.
Das war die Zeit, wo Freunde sich an ihren Stammplätzen sammelten, wie in Klassenzimmern, so auch draußen, im Schatten der Bäume, auf den Bänken im Schulhof, auf dem Rasen neben dem Sportplatz oder sogar auf dem Dach.
Dies war die Zeit, wo sie ungestört ihrem Essen widmen würden, das sie entweder mit sich brachten, das von ihren Eltern oder selbstpersönlich gemacht wurde, es könnte auch sein, dass sie es in überteuerten Supermärkten was eingekauft hätten, oder, was die letzte und schlimmste Möglichkeit darstellte, sie hätten es in der Schulkantine gekauft.
Und dies war auch die Zeit, wo die neusten Gerüchte ihre Wege unter den Schülern nahmen.

"EVA-Einheit-03?" fragte Shinji sichtlich nervös. Zu nervös, wenn es nach Kensuke ging.

"Du...du weißt doch was davon, oder?" fragte er leicht verärgert. Er sprang so schnell auf, dass er beinahe sein Gleichgewicht verlor und bereute fast, auf der anderen Seite des Geländers zu sitzen, hätte er nicht noch seinen Halt gefunden. Nachdem er die Horrorvorstellung, sich im freien Fall zu befinden, überwunden hatte, packte er Shinji am Kragen und schüttelte ihn durch. "Komm, spuck's aus!"

"Hm, also, ich frage mich, wo Toji bleibt. Er ist schon vor 20 Minuten gerufen worden..." sein Kumpel unternahm einen leidlichen Versuch, das Thema zu wechseln.

"Du sollst mich nicht verarschen, Ikari! Du weißt, dass sie hierher kommt!"

"Äh, nein!"

"Und dass sie in Matsushiro getestet wird!"

"Eh, ich hab' kein Plan!"

"Sag schon, haben sie einen Piloten gefunden?"

"Ich weiß es nicht!"

"Könntest du Misato fragen, ob sie mich steuern lassen würde? Bitte, ich möchte..."

Shinjis Gesicht wurde auf einen Schlag ernst. "Glaub mir, du würdest dieses Ding nicht steuern wollen..."

"Hä? Wieso das?" machte Kensuke Augen, als sich der andere Junge an der Zunge biss.

"Also...der EVA...weil er...äh...rosa ist, ja, genau!"

"Du weißt sogar, welche Farbe er hat? WOW!"

"Kensuke," griff er nach den Schultern seines Freundes und drückte ihn zurück. "Lass...lass es einfach sein, okay?"

"Oh, okay, okay..." seufzte er resignierend und lehnte sich über das Geländer. "Du hast Recht, Toji nimmt sich Zeit. Vielleicht ist er ja bei der Klassensprecherin."

"Wie kommst du denn darauf?"

"Ah, Shinji, siehst du denn nicht, wie die beiden sich die ganze Zeit angucken?"

Shinji ließ ein diskretes Lächeln aufblitzen, als er die Schüler unten im Hof betrachtete. "Ach ja?"



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Hikari machte sich auf dem Weg zur Klasse 2-A. Es war schon spät; die Sonne ging langsam unter und die meisten Schüler waren bereits heim. Toji war immer noch da, wegen seines Dienstes; so schaute sie nach ihm...natürlich, ob er arbeiten würde.

Vielleicht auch nicht.

Sie erinnerte sich an seinen Ausdruck, als er vom Büro des Rektors zurückkehrte. Sein leerer Blick und monotone Stimme machte ihr Sorgen, erschreckte sie sogar. Der Rektor hat ihr nichts gesagt; er meinte nur, dass er dafür nicht mehr zuständig wäre. Das hat sie nicht wirklich beruhigt.

Als sie das Klassenzimmer betrat, sah sie ihn an seinem Tisch sitzen, während er dieses "Essen" aß, den er in der Schulkantine gekauft hatte.

"Suzuhara!" rief sie ihm zu.

"Hä?"

"Du hast Klassendienst. Du musst noch den Klassenbericht schreiben und die Tafeln wischen." Hikari fand sich in ihrer üblicher Rolle der Klassensprecherin wieder. 'Verdammt, Hikari, du bist doch so weit gekommen! Willst du es alles wieder verlieren?'

"Ich hatte noch nichts gegessen. Ich mache das gleich."

'Komm schon! Jetzt oder nie!' munterte sie sich auf. "Suz...Toji, was...was ist während der Pause passiert? Du warst irgendwie...verstört nachher..."

Er zuckte sichtbar bei der Erwähnung der Pause. "Ich...ich..." Er setzte eine gezwunges Lächeln auf. "Ich habe es geschafft, dass meine kleine Schwester in ein besseres Krankenhaus verlegt wird!"

"Aber- Das ist doch toll!" sagte Hikari fröhlich. "Was hast du denn dafür gemacht?"

"Nicht viel," murmelte er finster. Sein Lächeln verschwand wieder und die Augen starrten ins Leere.
"Nur meine Seele verkauft..."



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Misato hat die Sachen gepackt und wollte los. Der Koffer mit der Kleidung, die Tasche mit den Snacks und natürlich Bier für den Feierabend (welches hoffentlich ausreichte, bis sie ein Geschäft finden würde), dann die Dienstwaffe für was auch immer, selbst ihre Dienstmütze, denn sie musste die amerikanische Gesandten mit allen Formalitäten empfangen, was natürlich die volle Uniform verlangte... Halt, eine Kleinigkeit fehlte noch...

"Shinji, hast du meine Jacke gesehen?" rief sie in die Wohnung.

"Ja, ich habe sie hier!" Er kam hinter der Ecke hervor mit seiner Schultasche in einer Hand und ihrer roter Jacke in anderer. Misato schaute ihn misstrauisch an, als sie das Kleidungsstück an sich nahm.

"Was hast du denn damit gemacht?"

"Tja, ich habe es etwas gereinigt," antwortete er nervös, seine Schuhe betrachtend. "Sag mal, wo ist Asuka?"

Sie ließ das Thema auf sich beruhen, nicht wirklich sicher, ob sie weitere Erklärungen hören wollte. "Sie ist schon weg. Die scheint mir auszuweichen..."

"Immer noch wegen Kaji?"

Das war überraschend. Shinji war ein netter Junge, keine Frage, aber er war nie gut, was Menschenverständnis anging, ganz besonders, wenn es die Herzangelegenheiten betraf.

"Ja, sieht so aus."

Etwas nagte immer noch an ihr. Sie hat ihm immer noch nicht über den Piloten der Einheit-03 erzählt. Shinji mochte wenigstens Ansätze der wachsender Begeisterung über seine Tätigkeit zeigen; selbst nach diesem Vorfall mit den zwölften Engel fiel sein Synchronwert nur um soviel, sodass er so gerade eben wieder von Asuka geschlagen wurde. Doch er würde nie vergessen, was für Schmerz die EVAs mit sich bringen können. Sie war sich nicht mal sicher, ob er ihnen jemals vergeben würde, wenn den Piloten etwas zustoßen würde. Und jetzt musste auch ein weiterer seiner Freunde dieses Risiko auf sich nehmen. Und er wusste es nicht mal...

"Ach, übrigens..." sagten beide zugleich. Verloren in ihren Gedanken, hat Misato nicht mal bemerkt, dass er genauso still war, wie sie.

"Du zuerst..." ermunterte sie ihn.

"Ich...Ich wollte nur sagen: Pass auf dich da auf. Wir...wissen doch nicht, ob alles mit der EVA stimmt, nachdem ich gehört habe, was mit Einheit-04 passiert ist..."

"Ach ne, macht sich da jemand Sorgen um mich?" triezte sie ihn mit einen Lächeln. "Du hast keinen Grund dafür. Ritsuko ist auch da. Und wenn was schief läuft... Nun, die EVAs, die Piloten und die Crew sind die Besten."

"Das hoffe ich so..." flüsterte er, nicht wirklich überzeugt.

"Shinji, da ist was, was ich dir sagen sollte..." fing sie endlich an, immer noch nicht sicher, wie sie es sagen soll. "Weißt du, der Pilot..."

Die Türklingel unterbrach sie mitten im Satz.

"Ich mach' auf," sagte er, und ließ sie so stehen.

In dem Moment, in dem er die Tür aufmachte, wurde er beinahe vom reinstürmenden Kensuke überrannt. Der bebrillte Junge machte eine Vollbremsung vor ihr und verbeugte sich tief.

"Major Katsuragi! Ich möchte Sie hiermit offiziell bitten, mich als Piloten für die Evangelion-Einheit-03 zu nehmen!" platzte es aus ihn raus, in einem recht ernsthaft klingenden Ton.

Misato antwortete allerdings so, wie jeder normaler Mensch auf so eine Anfrage reagieren würde.

"Hä?"

"Komm, Kensuke, wir müssen zur Schule! Tschüss, Misato!" sagte Shinji, seinen Kumpel hinausschiebend. "Habe ich dir nicht gesagt, du sollst es lassen?"



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"Na, dann wollen wir mal essen!" proklamierte Kensuke, sein Essen bestaunend, als der Schulgong die Klasse vom Gedröhne des Lehrers über den Second Impact erlöste. Nach einen Moment allerdings bemerkte er etwas Seltsames. "Hä? Wo ist denn Toji?"

"Weiß ich nicht. Habe ihn auch lange nicht gesehen," bemerkte Shinji, immer noch hinter seinem Tisch sitzend.

"Toji ist weg? Er und ohne Mittag? Das ist unmöglich!"

"Tja, in letzter Zeit verhält er sich recht seltsam."

"Na, das sagt der Richtige..." murmelte Kensuke mit einen Blick auf seinen Freund.

"Hm?"

"Nichts, nichts," sagte er beschwichtigend.



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"Suzuhara."

Die leise Stimme riss Toji aus seinen Grübeln. Er hatte sich aufs Dach verzogen, wo er eigentlich ungestört sein müsste; wo er sich etwas Zeit nehmen könnte, über alles und nichts nachzudenken, während er sich über das Geländer lehnte und in die Ferne sah. Doch scheinbar sollte ihm dieser Wunsch nicht gewährt werden, als er nach hinten schaute.

"Ach, du bist es, Ayanami. Wenn du Shinji suchst, er is nicht hier."

Sie bewegte sich nicht. Wenn sie hier nicht nach dem Piloten von Einheit-01 suchte, bedeutete dies...
"Du weißt Bescheid über mich, oder? Soryu scheint es ebenfalls zu wissen."

"Ja."

"Shinji ist der Einzige, der es nicht weiß..."

"Ich glaube, du irrst dich," unterbrach ihn Rei. Das hat den depressiven Schulsportler recht erschreckt, keine Frage. Die Chance, von Rei Ayanami unterbrochen zu werden war ungefähr so rar, wie...naja, als Evangelion-Piloten ausgewählt zu werden.
Er grinste schief bei diesem Vergleich.

"Wie das?"

"Er handelt anders, als üblich. Soryu ebenfalls. Beide haben ihre soziale Fähigkeiten verbessert. Ikari ist nicht mehr so ängstlich in Präsenz von anderen Personen. Die Aggressivität von Soryu senkte sich auf ein Niveau, das die Präsenz von Menschen toleriert, von denen sie erklärte, sie zu hassen, mich einbegriffen. Die meiste Zeit allerdings versuchen sie alle zu überzeugen, dass diese Änderungen nicht existent wären. Sie scheinen außerdem größere Bildung, als früher zu besitzen," erzählte das Mädchen mit blauen Haar, oder genauer gesagt, sie erstatte Bericht.

Er gab ihr einen etwas misstrauischen, doch fragenden Blick. Natürlich hatte er die leichten Veränderungen im Verhalten der EVA-Piloten bemerkt, obwohl er sich mit Asuka immer noch nicht sicher war.
Eigentlich, seiner Meinung nach, waren alle der drei Children gegenüber den Anderen viel offener geworden. Hier stand er und unterhielt sich mit der Rei Ayanami.
Den letzten Satz von ihr verstand er aber nicht so wirklich. "Woher weißt du, wieviel sie wissen?"

"Ich habe sie beobachtet."

"Und du kannst ihren Bildungsstand durch die Beobachtung ermitteln?"

"Ja."

"Wer hätte das gedacht..." Er wartete auf die Frage von blauhaarigen Albinomädchen, was er genau damit meinte.
Doch es fiel ihm ein, dass es nunmal das blauhaariges Albinomädchen war, das da stand. "Also hast du ebenfalls Soryu beobachtet, denke ich mal. Ich dachte, du würdest nur Shinji beobachten."

"Ich verstehe nicht."

"Du bist besorgt um ihn," fiel es ihm von den Augen.

"So? Vielleicht bin ich das."

"Yepp."


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"Hikari! Lass uns essen!"

Die laute Stimme riss Hikari aus ihrer Beobachtung der Konversation zweier ihrer Mitschüler auf dem Dach. Ganz besonders beschäftigte der männliche ihren Blick und ihre Gedanken.

"Oh. Asuka, macht es Dir nicht aus, wenn du heute ohne mich essen würdest? Ich...muss mal wohin," sagte sie ihrer bester Freundin.

Asuka schmälerte ihre Augen vor dieser erbärmlicher Ausrede. "Ja, siiicher..."

"Tut mir leid, aber..." Hikari hielt inne, mit fehlenden Wörtern. Sie bemerkte nicht das leichte, doch so verräterische Erröten, das auf ihrem Gesicht zum Vorschein kam.

"Ach, geh schon! Ich esse hier! Ganz allein!" spielte Asuka ironisch die Verletzte, wobei sie den letzten Satz besonders betonte.

Auch wenn sie wusste, dass es nicht ernst gemeint war, konnte Hikari nicht anders, als etwas wie Schuld zu empfinden, ihre beste Freundin ohne Gesellschaft zu lassen. "Du könntest doch vielleicht Ikari oder Aida..."

"Bist du sicher, dass es dir gut geht? Hast du vielleicht Fieber? Ich glaube, du könntest jetzt echt mal etwas frische Luft oder so gebrauchen!"

"Okay," kicherte die Brünette. "Und, Asuka, wollen wir heute zusammen nach Hause gehen? Ich wollte mit Dir reden..."

"Sicher, immerhin gibt es mir die Möglichkeit, von bestimmten Menschen wegzukommen."



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"Toji?" Nur wenige Minuten, nachdem Rei weg war, erschrak er, als er eine Mädchenstimme hörte. Sobald er sich allerdings umdrehte, konnte er nicht anders, als lächeln, als er das sommersprossige Mädchen sah.

"Oh, hi, Hikari," grüßte er sie.

"Ist alles in Ordnung bei dir?" sie biss sich auf die Zunge. Natürlich war gar nichts in Ordnung. "Du...du machst dir immer noch Sorgen wegen morgen, oder?"

"Scheint ja richtig offensichtlich zu sein." seufzte Toji. "Wenn sogar Ayanami versucht, einen aufzumuntern..."

Aufmuntern? Der kleine Schatten der Eifersucht fiel von ihr, als sie feststellte, dass deren Gespräch von 'nur professioneller Natur' war. Es war in dem Moment, dass sie sich an die Lunchpakete erinnerte, mit denen sie in ihren Händen nervös rumspielte. "Sag mal, hast du schon was gegessen? Wir...Ich meine, ich habe heute etwas zu viel gemacht. Wir könnten etwas teilen...Wenn du es möchtest!"

"Wieso nicht? Essen konnte mich bisher immer nur aufheitern." mit einen Lächeln empfing er eins der Pakete, das sie ihm gab, als sie sich zum Essen hinsetzten.

Keiner von beiden hat das lächelnde Mädchen gesehen, die sie aus dem Fenster der Klasse 2-A beobachtete.



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"Es tut mir leid, Asuka," entschuldigte sich Hikari bei ihrer Freundin. "Du gehst ja normalerweise mit Ikari nach Hause."

"Mach dir kein Kopf, Hikari. Ich hänge mit ihm nur wegen des Jobs zusammen und ich muss mir noch seine blöde Visage zu Hause antun."

"Oh? Ich dachte, ihr würdet Euch endlich besser verstehen..."

"Hä? Was?" platzte es aus dem Rotschopf eher nervös raus. "Das bildest du dir ein!"

Hikari war sich nicht sicher, was sie von Asukas Reaktion halten sollte, aber sie entschied sich, das Thema nicht zu vertiefen. Wenigstens nicht jetzt.

Nach einer Weile Fußmarsch erreichten die beiden einen Platz, wo die beiden ungestört reden könnten. Sie setzten sich nieder auf der Bank eines Aussichtsplatzes. Der Sonnenuntergang untermalte nur noch die spektakuläre Ansicht der majestätischer Festungsstadt.

Schweigend dasitzend, überlegte sich Hikari, wie sie mit ihrer bester Freundin über Toji reden könnte, ohne dass Asuka ihre Geduld verlieren und gehen würde. Sie erwartete ohnehin nicht, dass Asuka sich darüber freuen würde.
Doch während sie immer noch nach richtigen Wörtern suchte, hebte Asuka ihre Stimme. "He, Hikari. Da ist was...was du über Su..."

"Wenn du mir erzählen möchtest, dass er das Fourth Childern ist; das weiß ich bereits." Die Klassensprecherin kicherte beinahe über den überraschten und schockierenden Ausdruck auf dem Gesicht der Second.

"Hä? Woher hast du das?"

"Nun, er...hat's mir erzählt," zuckte Hikari mit den Schultern.

"Er hat WAS?"

"Wie? Dürfte er das nicht? Es ist doch bekannt, dass du, Ikari und Ayanami Piloten sind, wieso sollte er das nicht?"

Asuka schüttelte ihren Kopf, sichtlich bemüht, ihre Beherrschung wiederzugewinnen. "Nein, das ist es nicht...es ist nur...etwas unerwartet..."

"Also, wir..." Hikari konnte die Röte in ihrem Gesicht spüren. "Ich denke, wir sind uns in letzter Zeit etwas nähergekommen..."

"Oh nee..." der Sarkasmus in ihrer Stimme war deutlich zu hören. "Jetzt sag bloß nicht, das ist schon 'das große L'?"

"'Das große...?'" Jetzt leuchtete Hikari rot wie eine Tomate, mit Augen auf dem Boden, als sie verstand, was Asuka meinte. "Ich...Ich weiß es nicht! A-Aber...Ich denke, dass es toll ist, jemanden zu haben, dem du dich öffnen kannst...oder so jemand zu sein."

"Ja..." flüsterte eine verträumte Stimme.

"Hm?"

"Äh, ich meinte, ja, genau!" fügte Asuka schnell in einem mehr sarkastischen Ton hinzu.

Doch dieses Mal würde sie nicht zu leicht davonkommen.

"Ach, komm schon, du denkst doch andauernd an jemanden, mit dem du auch sowas teilen willst!"

"Ha! All dieses Techtelmechtel mit deinem 'Freund' hat dir wohl die Sinne benebelt! Du weißt doch genau, dass ich keinen brauche!" brachte das Rotschopf stolz aus sich raus, jedoch ohne ihre übliche Entschlossenheit.
Wenigstens zuwenig um Hikari zu überzeugen.

"Hmm, wer konnte es sein? Wenn es dein Mr. Kaji wäre, würdest du ganz anders reagieren. Ich wette, dass es doch Ikari ist! Er ist schliesslich auch ganz nett..."

"Was? Er ist mit Abstand der Blödeste von allen, dieser Baka! Er hat keinen Plan, wie man mit Menschen auskommt!"

"Oh, aber..."

"Lass es schon!"

"Okay, okay," kicherte Hikari.

"Mann," atmete Asuka auf, ihre Arme verschränkend. "Was ist bloß mit diesem scheuen, kleinen Mädchen passiert, das schon beim Erwähnen von solchen Themen rot wurde?"

"Ich schätze, sie ist irgendwie glücklich..."

"He, wenn du schon Bescheid weiß und offensichtlich nicht mehr zu wissen brauchst, wie man mit ihm techtelmechtelt, wieso wolltest du dann mit mir reden?"

Hikaris Lächeln verschwand langsam von ihrem Gesicht, als sie sich an den Grund des Gespräches erinnerte. "Ich war nur neugierig...über den Test morgen. Und alledem. Er...es wird doch alles okay sein, oder?"

"Was? Ach so, das wolltest du mich fragen?"

"Asuka, bitte..." sie krampfte ihre leicht zitternde Hände zusammen. "Ich meine es ernst..."

Asuka seufzte laut. "Na gut, wir spielen Babysitter für ihn. Zufrieden?"

Mit einem neu gewonnenen Lächeln nickte Hikari in ehrlicher Dankbarkeit für das Versprechen ihrer Freundin. Wie konnte sie wissen, dass Asuka dieses Versprechen schon vor einer ganzen Weile machte?



**************************



"Ich habe keine Zeit für sowas! Wieso kannst du mich nicht in Ruhe lassen, damit ich weiter lernen kann?"

"Hmpf! Wieso kannst du dich nicht verpissen und mich alleine mit Kaji lassen?"

"Na, na, jetzt macht mal halblang, ja?" seufzte Kaji, schon die fünfte Diskussion an diesem Abend unterbrechend. Er hat sich beinahe gewünscht, er hätte sich nicht "freiwillig" zur Pilotenaufsicht für diese 4 Tage melden, in denen Katsuragi abwesend war.
"Ich glaube, ich brauche jetzt ein Bad. Und bitte, tut mir einen Gefallen und versucht nicht, euch gegenseitig umzubringen, ja?"


******


"Hast du es ihnen gegeben?" fragte Asuka, ohne von der langweiliger Zeitschrift hinaufzublicken, die sie las. Sie lag vor dem eingeschalteten, von allen ignorierten Fernseher, nicht weit von Shinji entfernt, der sich auf seinen Hausaufgaben zu konzentrieren schien.

"Ich habe eine anonyme Warnung in Misatos Jacke reingelegt. Aber mit Kaji hatte ich kein richtiges Timing gefunden, ich glaube ich rede mit ihm heute."

"Das solltest du. Es könnte der letzte Mal sein, dass du ihn sehen wirst."

"Das verstehe ich ohnehin nicht," seufzte er, zu ihr hinaufschauend. "Du siehst ihn eh öfter als ich."

"Oh," sie ließ das Magazin aus ihren Händen fallen, schloss die Augen und liess ihren Kopf auf ihren Händen liegen. "Du weißt doch selbst, dass er dann denkt, es sei nur ein Liebesbrief von mir..."

"Ist ja auch kein Wunder, so wie du um ihn herumtanzst!" murmelte Shinji, Augen zukneifend.

"Na?" grinste Asuka "Höre ich da etwa Eifersucht?"

"Weißt du, du bist gestern ganz schön lange mit ihm zusammen gewesen..." stellte er gespielt-verletzt fest.

"Ooohh, armer Shinji!" ärgerte sie ihn. "Ich frage mich, ob ich das bei dir wieder gutmachen könnte."

In dem Moment, als sie es sagte, konnte sie ihn aufstehen hören und spürte, wie er sich über ihr lehnte, vorsichtig, um Pen-pen nicht zu wecken, der neben ihr schlief.

"Ich würde rum- statt gutmachen vorziehen." flüsterte er ihr ins Ohr, sodass ein Kribbeln ihren Rücken runterlief. "Zu blöd, dass Kaji heute da ist. Wir könnten was machen, was wir nicht gemacht haben, seit wir hier sind..."

"Und das werden wir nicht," antwortete sie, in einen Versuch, hart zu klingen, ohne sichtbaren Erfolg, als sein Atem ihren offenen Rücken kitzelte. "Sie würden es spätestens bei der nächster Untersuchung herausfinden."

"Hmm, bist du wirklich die Asuka, die immer etwas länger im Bett bleiben wollte?" Seine Hände fanden langsam ihren Weg rund um ihre schlanke Taille und federleichte Küsse, mit denen er ihren Nacken bedeckte, ließen ihren Atem wegbleiben.

"Du...ah...hentai!"- biss sie an ihrer Lippe, ein zu lautes Stöhnen unterdrückend. "Du solltest besser die Zeit nutzen und stattdessen nachdenken, wie du das letzte 'erste Mal' wiedergutmachen kannst."

"Wie? Nimmst du es mir immer noch übel?" leicht erschrocken fuhr er zurück, bevor er langsam weitermachte. "Davon abgesehen, konnte ich dich nachher nicht sonderlich beklagen hören."

"Ach ja? Das soll nicht heißen, dass du mir nicht ein besseres schuldest! Oh, hör jetzt auf, solange wir dazu in der Lage sind!" sie drehte sich leicht zur Seite und schupste ihn zurück, wie sehr sie auch es bereute. "Kaji kommt gleich wieder!"

"Aber..."

"Kein Aber! Jetzt geh schön an dein Computer und die Bücher und tu so, als wärst du ein braver Junge, der seine Hausaufgaben macht, bevor Kaji wiederkommt!" sagte sie streng, auf den Tisch zeigend.

"Ja, ja..." er schlurfte zurück zum Stuhl und setzte sich hin, seufzend.

"Und bleib ja schön da!" drückte sie nach, als die Tür aufglitt und Kaji in einen grünen Bademantel erschien, der seine Haare trockenrubbelte.

"Ach, das tat so richtig gut..." stellte er fest, bevor er eine gespannte Stimmung spürte, was nur eines bedeuten könnte. "Streitet ihr Euch schon wieder? Seid ihr immer so, wenn Katsuragi nicht da ist?"

"Also eigentlich ist sie immer so..." murmelte Shinji.

"Ach, hör nicht auf ihn! Ich versuche, für dich netter zu ihm zu sein, aber es klappt einfach nicht. Er provoziert mich so andauernd!"

"Gomen."

"Siehst du? Er tut es schon wieder!"

Kaji seufzte innerlich. "Okay, ich verstehe schon. Wisst ihr was? Wir tun jetzt was, was in der Situation am Besten ist. Wir gehen schlafen."



**************************



"Kaji? Schlafen Sie schon?" Shinji's Stimme störte die Stille in jetzt dunklen Wohnzimmer, wo er und Kaji auf ihren Futons lagen.

"Nein, noch nicht," antwortete der Ältere.

"Wie viel wissen Sie eigentlich über meinen Vater?"

"Hm? Das ist aber eine interessante Frage. Ich dachte..."

"Über seine Arbeit meinte ich eigentlich," unterbrach Shinji ihn. "Und die Leute hinter ihm?"

Schon wieder in diesen einigen Tagen hat der junge Ikari Kaji überrascht. "Du weißt was über SEELE?"

"Hm? Ich wusste nicht, wie sie heißen. Ich habe nur manchmal etwas über ein Komitee gehört."

Kaji nickte, obwohl in falsche Richtung schauend, konnte er nicht wissen, ob Shinji ihn sehen konnte. Die Information über das Komitee unterlag nicht derselben Geheimhaltung wie SEELE, weil diese Information nur über die Mitgliedschaft der UN-Administration, der NERV unterstellt war, aussagte.

"Nun, es gibt eigentlich keinen großen Unterschied. Das Komitee besteht aus ranghöchsten Mitgliedern von SEELE und tritt nur in Erscheinung, wenn es um die Kontrolle der UN über NERV geht."

"Also, Sie wissen so ziemlich viel über die, richtig?"

"Lass es so mal sagen, ich weiß über die soviel, dass es meiner Gesundheit schaden konnte..." sagte er ihm mit einen schlechten Gefühl, dass er schon zuviel verriet.

"Genug, um uns zu helfen?"

"Hä?" Kaji rollte auf die andere Seite, um Shinji anzusehen, der aufstand und nach seiner Kleidung suchte. Nach einigem Rumsuchen kehrte er mit einem Umschlag in seiner Hand zurück.

"Nehmen Sie das mit," sagte Shinji, den Umschlag präsentierend. "Und halten Sie das geheim. Bitte, Sie sind vielleicht der Einzige, der es noch tun kann."

"Was ist das?" fragte Kaji, als er die Aufschrift auf dem Umschlag unter dem Mondlicht zu lesen versuchte: "Zu öffnen nach dem Vierzehnten!"

Shinji kroch inzwischen wieder unter seine Bettdecke und schloss seine Augen.

"Vielleicht die letzte Hoffnung für die Zukunft..." murmelte er.



**************************



"Was meinst du, hat der Test schon angefangen?" Hikari fummelte nervös an ihrem immer noch verpackten Essen herum.

"Oh, Hikari! Du fragst mich das schon zum sechsten Mal!" Asuka wurde es langsam zu bunt, als sie an ihrem Tisch saß, ihren Kopf auf dem Arm abstützend. Hikari konnte nichts dafür, sie machte sich einfach Sorgen.

"Entschuldige..."

"Na super, jetzt klingst du sogar wie Shinji!"

"Entsch... ach, ich verstehe was du meinst." Sie würde kichern, wenn sie in richtiger Stimmung gewesen wäre. Aber wenigstens ein kleines Lächeln erhellte ihr Gesicht. "Es ist nur... Hast du schon mal für jemanden soviel gefühlt, dass du dir Sorgen machen würdest, wenn du nicht wüsstest, wie es ihm geht?"

Für einen Augenblick schien sie auf Shinji's leeren Platz zu blicken, doch der Anschein verschwand ebenso schnell wieder, wie er auftauchte.
"Jetzt hör schon mit diesen Sehnsüchten auf! Du wirst es noch sehen: früher als es mir lieb{} ist wird es noch einen inkompetenten Piloten geben, auf den ich dann aufpassen muss, dass er sich nicht verletzt."

"Ja, vielleicht hast du Recht," sagte Hikari, doch sie sah nicht so aus als wäre sie zuversichtlich, genauso wie es ihr Ton verriet.
"Ich bin nicht wirklich hungrig," seufzte sie und gab ihr Paket Asuka. "Magst du es vielleicht?"



**************************



"He, wartest du auf einen Anruf?"

"Wie?" Shinji schaute hinauf zu dem Brilletragendem Jungen an seiner Seite, erschreckt von plötzlicher Frage.

"Du hast schon mehrere Male in letzter halber Stunde auf dein Handy geschaut," erklärte Kensuke, bevor er seinen Freund angrinste. "He, Shinji, könnte es ein Mädchen sein?"

"Nein," seufzte er mit, Augen hochrollend. "Eigentlich wünschte ich es mir, es würde nicht klingeln."

"Achso. Du hast wohl einen Fan, der dich verfolgt?"

Da war ein Grinsen auf Shinjis Gesicht in seine Richtung, das Kensuke nicht ganz deuten konnte. hatte er irgendwelche Essensreste am Mund?

Aber so schnell es gekommen war, wurde das Lächeln von einem besorgtem Blick verdrängt. "Verfolgen? Ja, vielleicht. Aber bestimmt kein Fan."

"A-ha." begann Kensuke mit einen wissenden Blick, seine Brille richtend, "seit wann kommandiert dich Asuka telefonisch?"

"Hä? Wieso sollte sie das tun?"

Shinjis ehrliche Überraschung verängstigte den blonden Jungen beinahe. "Was? Du beschützt sie schon? Mann, was is denn mit Euch beiden?"

"Aehh... Ich habe kein Plan, was du meinst!" verneinte der Pilot viel zu verdächtig.

"Ihr beide tut so seltsam in letzter Zeit", grub Kensuke weiter. "Zu... ich weiß auch nicht.. .zu freundlich."

"Shinji lachte nervös. "D-Du musst dir da was einbilden. Hast du ihre letzte 'Begrüßung' gestern gesehen? Und du hättest das sehen sollen, als ich vor drei Tagen ihr Essen vergessen habe."

Kensuke ließ die lahmen Ausreden an seinen Ohren vorbei mit einen 'hmpf'.
"Du willst mir doch nicht sagen, dass du mit dem 'roten Teufel' im Bunde bist?"

Shinjis Gesicht wurde leicht rot, aber nicht leicht genug um von Kensuke nicht gesehen zu werden. Der schüchterne EVA-Pilot war jedoch nicht mehr in der Lage, die offensichtlich unehrliche Verneinung zu stammern.


Das Handy klingelte.



**************************



"Ein Unfall in Matsushiro?" fragte Shinji, erst jetzt in seinem Entryplug über die Lage informiert. "Was...was ist mit der Crew vor Ort? Misato?"

"Sie konnten sie noch nicht erreichen," sagte Rei über das Kom.

"Aber... was sollten wir tun? Wir können doch nicht den Engel auf unsere eigene Faust bekämpfen?"

"Commander Ikari übernimmt das Kommando."

"Vater? Aber..."

"Hör auf zu flennen!" Asukas Gesicht erschien im Bildschirm daneben. "Wir treten diesem Engel in den Arsch mit oder ohne Misato!"

Er verfinsterte sein Gesicht, als er es hörte. Er konnte sehr gut sehen, wie aufgewühlt auch sie war, weit mehr, als sie hätte sein sollen. Ihr rutschte sogar Wir statt Ich raus.

'Entweder hat Misato den Brief nicht gekriegt oder es machte keinen Unterschied...'

Und jetzt wiederholte sich alles von vorn. Der Dreizehnte Engel hatte EVA-03 übernommen. Der Versuch, den Entry-Plug hinauszuschiessen, würde fehlschlagen. Der Commander würde EVA-03 aufgeben und als Ziel erklären.
Die anderen EVAs würden getrennt von einander drei Verteidigungslinien in Nähe von Nobeyama bilden.

'Der größte 'Fehler'!' Er griff fest nach den Griffen. 'Aber diesmal nicht!'



**************************



"Das Ziel nähert sich!" Hyugas Stimme schallte durch das Kom.

Dann kam es in Shinji's Sicht. Es war genauso, wie er es sich erinnerte; mit untergehender Sonne im Rücken sah es eher nach einem schwarzen Dämon aus den Untiefen der Hölle aus, als nach dem göttlichen Gesandten, der ihm den Namen gab.

"Aber...das ist ein EVA. Das...das ist ein Engel?" fragte er, seine Nervösität nicht zu spielen brauchend. Das Wissen, was von ihrem Erfolg heute abhing war genug, um seinen Puls zu beschleunigen.

"Ja, das ist das Ziel."

Er zuckte von der kalter Stimme seines Vaters. Er hielt sich davor zurück, ihn anzuschreien, als er seine ins Gedächtnis eingebrannte Erinnerung hervorbrachte. Glücklicherweise löste ihn Asuka aus seiner Trance.

"Der EVA wurde von einen Engel übernommen?"

Shinji schloss die Augen. Es war Zeit, etwas zu ändern. "Der Pilot... Ist er noch drin?"

Keine Antwort.

"Ich...Ich muss helfen..." zischte er durch die Zähne. Sein EVA stand aus der Hocke auf, schmiss das Gewehr auf den Boden und machte einen Satz nach vorne, zur 'erster Verteidigungslinie'.

Wenn der Commander überrascht war, so gab er es in seiner Stimme nicht preis. "Was tust du da?"

'Nur die Geschichte umschreiben...'

***

Dieses Mal war sie darauf vorbereitet.

Dieses Mal lenkte sie nichts ab

Dieses Mal blockte sie einen unmenschlich schnellen Schlag mit ihren eigenen Händen.

'Dieses Mal wirst du mich nicht so schnell kriegen!'

***

Shinji trieb seinen EVA vorwärts, wie schnell er nur könnte, während sein Vater ihn immer noch aufzuhalten versuchte.

"Pilot Soryu ist qualifizierter im Umgang mit unerwarteten Situationen, als du."

"Das bedeutet nicht, dass ich nicht helfen kann!" schoss er mit einem gezwungen-bittendem Ton zurück.

"Third Children!" die Stimme von Commander nahm etwas, aber deutlich vernehmbar an Verärgerung zu. "Du kehrst sofort zu deiner ursprünglicher Position zurück, bis wir die Möglichkeiten des Engels kennen!"

"Ich muss den Piloten von Einheit-03 retten!"

"Der EVA und ihr Pilot sind verloren. Jeder Rettungsversuch ist ein sinnloses Risiko. Der Engel muss zerstört werden!"

"Nein!" erklärte Shinji so entschlossen, wie er nur konnte. "Ich werde nicht angreifen, solange der Pilot nicht draußen ist!"

***

"Seit wann hat er soviel Selbstbewusstsein?" fragte Fuyutsuki nachdenklich, als er den sprintenden EVA auf den riesigen Bildschirm in der Kommandozentrale betrachtete.

"Ausgerechnet jetzt," fluchte Gendo. "Sein Ungehorsam gefährdet Einheit-01. Wenn der Engel ebenso sie befällt, ist alles verloren." Seine Aufmerksamkeit richtete auf die Techniker unten.
"Trennt die Nervenverbindungen zwischen dem Piloten und der Einheit!" kommandierte er. "Aktiviert den Dummyplug!"

"Sir," platzte es aus einer junger Frau, die er als Lt. Ibuki erkannte. "Es gibt immer noch Probleme mit dem Dummyplugsystem und ohne Dr. Akagi..."

"Alles besser, als ein Pilot, der keine Befehle befolgen kann!" schnitt Ikari ab.

"Aber Sir...!" protestierte sie. "Er greift den Engel an..."

"Spielt keine Rolle! Tun sie es!"

"Ja, sir..."

"Ikari..." warnte Subcommander ohne Antwort

***

EVA-01 kam abrupt zum Stehen. Dunkelheit umgab den Third Child, bis der rote Licht das Innere des Cockpits erhellte. Doch statt in Panik zu verfallen, grinste Shinji nur...
Seine normale Sicht kehrte sogleich zurück.
Und EVA-01 setzte ihren Angriff fort.

***

"Einheit-01 stößt die Signale vom Dummyplug ab! Nervenverbindungen zum Piloten wurden wiederhergestellt!"

***

"Danke, Mutter!"

Der purpurne Mecha sprang auf den Engel zu.

***

"Was?" für einen Moment verlor der Commander seine kalte professionelle Fassade. "Das ist unmöglich!"

"Sieht so aus, als hätte die Mutter entschieden, wen sie bevorzugt..." stellte Fuyutsuki ruhig fest.

"Yui? Du hast den Jungen deinem eigenen Fleisch und Blut vorgezogen?" fragte Gendo sich selbst, ohne die Ironie in seinen eigenen Statement zu bemerken.

***

"Hey, Baka! Stiehlst du mir wieder das Rampenlicht?"

Als Shinji die zwei sich kämpfende EVAs erreichte, brauchte Asuka beide Arme und ein Bein, um die besessene Einheit-03 einerseits in Schach zu halten; andererseits sich selbst auf sicherer Distanz zum sabbernden Maul des Engels.

"Sorry! Könntest du ihn..." er wurde unterbrochen, als der schwarze EVA einen seiner Gummiarme freibekam und nach dem Kopf von Einheit-01 griff. Mit einen verärgerten Knurren fasste er den Arm an seinem Kopf mit beiden Händen, vergeblich versuchend, sich zu befreien.

"Verdammt!" fluchte Asuka. "Bleib unten, hörst du?!"

"Ayanami! Wir könnten..."

***

"...hier etwas Hilfe gebrauchen!"

Schon wieder fand sich Rei in einer für sie unbekannter Situation.

Sie war verwirrt.

Dies war nicht die Strategie von Commander. Einheit-03 war verloren. Der Engel musste zerstört werden.


Aber...


Er ist immer noch drin. Er würde verletzt werden. Getötet.


Aber...


Engel bei Sichtung ausschalten. Zerstören um jeden Preis.


Aber...


Ikari und Soryu helfen. Den Fourth retten.


Aber...


Die Befehle. Die von Commander...


"Glaubst du nicht an das Werk von deinen Vater?"
"Wieso sollte ich, bei einem Vater, wie diesen?"


Könnte es sein? Könnte es sein, dass seine Taten nicht immer aufrichtig waren? Könnte er...sich irren?

"Was..."

***

"...Was soll ich tun?"

Der Commander runzelte leicht die Stirn. Die Situation glitt mehr und mehr aus seiner Kontrolle. "Bleib auf deiner Position!"

"Ikari!" mahnte Fuyutsuki. "Wenn wir ihnen nicht helfen, verlieren wir mehr als einen EVA!"

Gendo antwortete nicht. Fuyutsuki war sich nicht mal sicher, ob er zuhörte oder darüber nachdachte.

"Commander?" fragte Rei wieder.

"Unterstütze die Piloten..." knurrte Ikari erbost.

***

"Verstanden," ihren neuen Befehl folgte sie mit mehr Erleichterung, als sie erwartet hätte.

Sie schmiss das Gewehr zur Seite und sprintete nach vorn.

***

Ein Schrei hallte durch das Tal, als Shinji im Versuch sich loszureißen den ihn festhaltenden Arm in einem unnatürlichen Winkel abknickte. So sehr er sich verfluchte, dass sich jetzt der Pilot verletzt hatte, war er sich auch im Klaren, dass es jetzt Zeit war, zurückzuschlagen. Als er sich aufrichtete, schlug EVA-02 die Beine unter den schwarzer Einheit weg, sodass sie auf die Nase fiel. Sie knurrte missgelaunt, als sie sich gegen zwei EVAs wehrte, die sie so gut wie möglich am Boden hielten.

"Ayanami!" rief Shinji, als er die blaue Einheit sah.

Rei griff so schnell, wie sie konnte nach dem halb rausgeschossenen Entryplug auf dem Rücken des sich windenden 03. Die gummiartige Substanz, die am Plug festklebte, dehnte sich, doch liess ihn nicht los.

"Ich kann ihn nicht mehr halten!"

"Hör auf...zu jammern...Third!" schrie Asuka ihn an, obwohl sie so klang, als hätte sie ebenfalls Probleme, den zappelnden Körper unter sich festzuhalten.

Endlich wurde die Kapsel langsam herausgezogen. EVA-00's Schulter entblößte das Messer und mit einen Schnitt befreite Rei den weißen Zylinder von der klebriger Masse.
Das Fourth Children war frei.

"Ja! Jetzt bring ihn in...Sicherheit?" Shinji's Ausruf endete, als der riesige schwarze Körper erschlaffte.

"Der dreizehnte Engel ist deaktiviert! Muster Blau nicht mehr nachweisbar!" meldete Aoba durch den Kom

"Könnte es sein...?"

'Er konnte nicht ohne den Piloten?'

Langsam traten sie vom Körper des scheinbar getöteten Engels zurück.

"Wir...wir haben gesiegt..."

"Einfach so..." sagte Asuka nachdenklich, bevor sie zu ihrer üblicher Attitüde wechselte. "Hmpf, ich habe mir einen etwas glorreicheren Sieg vorgestellt. Und ihr beide seit mir auch noch..."

"Asuka, paß auf!"

"Wa..." sie konnte nichts mehr sagen, als ein kräftiger Schlag in den 'Magen' ihres EVA sie ins Reich der Träume beförderte.
Der schwarze Arm schrumpfte auf seine normale Größe, als der Engel aus einen unmöglichen Winkel aufsprang; seine Augen glühten in einen strahlenden Weiß, als krasser Kontrast zu dem Grinsen seiner blutroten Zähne.

"Muster Blau erkannt! EVA-02 offline, Pilot ohne Bewusstsein!"

'Erzähl' mir was Neues!' Shinji biss die Zähne zusammen, als er zu der roten Einheit am Boden herübersah. 'Verdammt! Sie wird bestimmt nicht erfreut sein, wenn sie aufwacht!'

Plötzlich sah er mit Schrecken, wie der Arm von EVA-03, den er zuvor gebrochen hatte, in seine alte Position einrastete. Was ihm noch noch furchtbarer erschien, war nun der Körper der Einheit, über den sich dicke Venen wucherten, die die Panzerplatten wegdrückten und sie schließlich wegsprengten. Schwer atmend, blickte der 13. Engel Einheit-01 an.

"Ayanami, bring die Kapsel in Sicherheit!" schrie Shinji, als er sein Progmesser vor sich zog, bereit zum Kampf.

Er konnte nur hoffen, dass sie genau dies gerade tat, da er keine Zeit mehr zum Umdrehen hatte. Der nun vollständig erwachter Engel machte einen riesigen Satz in die Höhe, um im Bruchteil des Augenblicks hinter ihm zu erscheinen und den überraschten EVA in den nächsten Berghang zu rammen, sodass er sein Messer verlor.


Ehe Shinji reagieren könnte, fühlte er, wie sich etwas um seinen Hals schloss. Wenn es nicht eine ernsthafte Situation gewesen wäre, hätte Shinji über das Deja-vu gelacht. Aber dieses Mal war er bereit, zurückzuschlagen.

Das Grinsen wich von seinem Gesicht und er öffnete die Augen. Anstatt sich direkt über ihm zu befinden, war der Engel ausser Schlagreichweite, dank seiner dehnbarer Arme. Und so sehr Shinji auch versuchte, nicht in Panik zu verfallen, so fiel ihm das Atmen immer schwerer.

***

"Fahrt die Synchro auf 60% runter!" befahl Fuyutsuki den Technikern, wurde aber von seinem Vorgesetzten gestoppt.

"Wartet!"

"Wenn wir nichts unternehmen, wird der Pilot sterben!" schoss Kozo zurück

"Dies ist sein bester Kampf. Ich bin gespannt, ob er es schaffen wird."

"Selbst wenn es ihm das Leben kosten könnte?"

Der Ex-Professor wusste nicht so genau, was ihn mehr erschreckte: Der Befehl vom Commander oder sein bösartiges Lächeln.

***

Er versuchte, sich vom Todesgriff des Engels zu befreien, doch ohne Erfolg. Alles, was er tun konnte, war das Vieh mit verschieden Zeug zu bewerfen, sei es ein Fels, ein Autobahnschild, eine Telefonzelle oder sein Messer...

Sein Messer!

Als er den Griff des Messers ertastete, streckte er sich soweit, dass er es richtig greifen konnte und rammte es in den Arm des Engels. Obwohl der Engel vor Schmerz aufschrie, ließ er seine Beute nicht los. Shinji drückte das Messer tiefer und weiter in das "Fleisch" hinein, betend, dass es klappte, bevor er das Bewusstsein verlieren würde.
Endlich löste sich der Griff um seinen Hals und ein unmenschliches Kreischen schallte von den Bergen, als der lange schwarze Arm zu Boden fiel.

Shinji verlor keine Zeit. Als er wieder Luft bekam, stürmte er zum sich vor Schmerz krümmenden Engel und eher dieser reagieren konnte, rammte Shinji ihm das Messer in den Hals. Obwohl der Hals des EVAs dicker war, als der Arm, versuchte Shinji es mit derselben Strategie. Beim ganzen Adrenalin in den Venen schien es Shinji ohnehin der beste Weg zu sein, um diesen Engel zu töten. Er ignorierte die verzweifelten Schläge mit der verbliebenen Faust des schwarzen Giganten und drückte noch fester zu.
Nach einer Ewigkeit schließlich zuckte der riesige schwarze Körper ein letztes Mal, bevor der Rest seines Kopfes der Schwerkraft zum Opfer fiel...

Shinji, laut keuchend, schaute auf den verunstalteten Torso, bevor er endlich aufatmete.



Zu früh!

"Das Ding lebt immer noch??" schrie er eine Frage an niemand Bestimmten, als der enthauptete Körper nach nur wenigen Sekunden Pause stolpernd auf ihn zuwankte. Mit einem abgetrennten Arm, dem fehlenden Kopf, gebrochener Rüstung und den dicken Venen über dem ganzen Körper sah die humanoide Form wie ein Zombie aus einen billigen Horrorfilm aus, mit seinen langsamen, unsicheren Bewegungen.

'Ich glaube es einfach nicht! Soll ich ihn jetzt in kleinste Stücke schneiden, damit er endlich Ruhe gibt?' Er sah plötzlich was Rotes zwischen den Überresten der Rüstung aufblitzen. 'Natürlich! Der Kern!'

Zum Glück stellte der Engel in dem Zustand keine Bedrohung mehr dar. Ein schneller Tritt fegte den verkrüppelten Giganten von den Beinen und Shinji warf die abgerissene Panzerplatte zur Seite, die rote Kugel entblößend. Bei nur symbolisch entgegengesetzten Widerstand hieb er immer wieder mit dem Messer auf den Kern auf.

Es war für ihn irgendwie genugtuend und zugleich erschreckend, als der abgetrennte Kopf einen letzten Schrei in Agonie ausstieß, sobald der Kern unter letztem Schlag in tausend Stücke zerbarst.

Die nachfolgende Stille wurde nur durch den dumpfen Schlag des tonnenschweren Körpers auf die Straße gestört.

So fand schließlich auch Einheit-03 – der 13. Engel – seinen Tod.

Und dieses Mal lächelte Shinji Ikari.



**************************



Misato öffnete langsam ihre Augen, als sie die Sirenen und die klappernde Hektik der Mediziner in ihrem Kopf dröhnte.

"Lebe ich noch?" Trotz der Schmerzmittel, die sie offenbar von den Rettern verpasst bekam, spürte sie genau, dass ihr Körper mit blauen Flecken und Schürfungen überdeckt war. Ihr linker Arm fühlte sich taub an, sie nahm an, dass er mindestens verstaucht war, wenn nicht gänzlich gebrochen. Dann bemerkte sie jemanden, der neben ihrer Trage kniete.

"Kaji?"

"Du hattest aber Glück, Katsuragi," sagte er lächelnd, offensichtlich durch die von EVA-03 verursachten Verwüstungen zu dem Schluss kommend.

"Was ist mit Ritsuko?"

"Keine Sorge", versicherte er. "Ihr geht es besser, als dir."

"Ach ja?" lächelte sie schwach, als sie sich plötzlich erinnerte. "Und Einheit-03?"

"Wurde von Einheit-01 zerstört."

Es war untertrieben zu sagen, dass sie geschockt war. "I-Ich habe es Shinji nicht gesagt..." sie drehte sich von ihm ab.

"Du brauchst nicht..."

Sie hörte ihm nicht zu. "Ich brauche eine Kom!" Getrieben von Schuldgefühlen, kämpfte sie gegen den Schmerz, als sie sich aufrichtete und den gestressten Technikern zuwand. "Gebt mir eine Verbindung zu Einheit-01, jetzt sofort!"

"Katsuragi, hör doch..."

"Nicht jetzt, Kaji!"



**************************



Shinji fühlte sich so, als würde er auf die Ergebnisse eines wichtigen Tests warten. Rei hatte die Kapsel von EVA03 vom Kampf in Sicherheit gebracht, war jedoch noch nicht zur Basis zurückgekehrt, für den Fall, dass sie gebraucht würde. Das bedeutete, dass der Zustand des Piloten noch nicht geklärt worden war.

"Shinji...?" er lächelte, als er die zitternde Stimme über Funk erkannte.

"Misato, geht es dir gut?"

"Shinji, es...es tut mir leid... Der Pilot von Einheit-03..." flüsterte sie

"Es ist Toji, ich weiß," sagte er.

"Shinji? Wie...?"

"Es tut mir leid, Misato, aber ich muss das jetzt hören..." er unterbrach die Unterhaltung, als er Mayas Stimme durch den Kom hörte.

["Bericht der Bergungscrew: Überleben des Piloten bestätigt."

"Er ist außer Bewusstsein. Sein linker Arm und sein Bein..."]

Shinji stockte der Atem. 'Nein! Es kann nicht sein! Wir...'

[...scheinen gebrochen zu sein, doch...]

Er ließ einen Seufzer der Erleichterung raus und lehnte sich in den Sitz zurück.

"Shinji? Shinji?" hörte man Misatos besorgte Stimme. "Kannst du mich hören? Bist du okay?"

Ein müdes Lächeln stahl sich auf sein Gesicht.
Diesmal hatten sie gewonnen wie sie es sollten.

"Ja, Misato, es geht mir gut..."

Wenigstens ein Erfolg...



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"Sir, ich muss protestieren!"

Wenn man sagte, dass Misato stinksauer war, war es noch eine Untertreibung. Sie konnte sich gerade noch halbwegs diszipliniert halten. Sie hatte das Feldlazarett, mit Verbänden um den Arm und den sonstigen Verletzungen, augenblicklich verlassen und war in das überheblich große, dunkle Büro von Ikari gestürmt, als sie hörte, dass Shinji hierher befohlen wurde, um sich 'den Konsequenzen seines Ungehorsames zu stellen'.

"Das Third Children für mehr als eine Woche vom Dienst zu suspendieren könnte im Falle eines Engelsangriffs fatal sein!"

"Im Falle eines Engelsangriffs wird er ausrücken, aber nur, wenn es unbedingt nötig ist," antwortete der Commander kalt, die Hände vor dem Mund und mit Sonnenbrille vor seinen Augen, wie immer seine Emotionen maskierend.

Misato presste ihre heile Faust zusammen. Es war nicht fair, überhaupt nicht. Befehle oder nicht, er hat den Engel besiegt und noch dazu das Leben seines Freundes gerettet. Und das sollte der Grund für seine Bestrafung sein? Nachdem er endlich Selbstbewusstsein als Pilot gezeigt hatte?

"Sir, ich..."

"Major, stellen sie meine Entscheidungen nicht in Frage!" schnitt er sie ab. "Die Suspendierung ist ein Ergebniss seiner Taten. Er hat sich in der Vergangenheit schon mehrmals den Befehlen widersetzt und ich habe die Disziplinarmaßnahmen Ihnen überlassen, da Sie seine Vorgesetzte sind. Aber diesmal hat er meine direkten Befehle missachtet und ich werde ihn nicht bloß mit einer Schimpftirade davonkommen lassen!"

"Aber..."

"Misato," unterbrach der Gesprächsmittelpunkt sie leise. Shinji war bis zu dem Moment still gewesen. Er hatte einfach dagestanden, auf seinen Vater geschaut, ohne mit der Wimper zu zucken, während sein weiteres Schicksal entschieden worden war.

Als ob er sowas in der Art schon erwartet hätte.

"Lass es, okay? Der Commander hat sich deutlich ausgedrückt," setzte er fort, als er sich umdrehte und zur Tür ging.

Misato nickte einfach, als sie zum Abschied dem älteren Ikari noch einen vernichtenden Blick schenkte und ihrem Schützling folgte.

"Sie werden Verdacht schöpfen, Ikari." warnte Sub-Commander Fuyutsuki, als hinter den beiden sich die Tür schloss. "So ein sinnloser Befehl passt nicht zu dir."

"Ich passe mich nur an. Ich lasse ihn nicht in unserem Szenario pfuschen."

Der ältere Mann schmälerte seine Augen. "Manchmal frage ich mich, ob du dich überhaupt noch an das Szenario hältst, von dem du und Yui mich überzeugt habt..."

Gendo antwortete nicht.

Er lächelte nur hinter verschränkten Händen.




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Bemerkungen des Authors: Mann, das wurde aber humorvoller, als ich mir gedacht habe. Das musste eigentlich eine seriöse Fic sein. *seufz*
Nun, fangen wir von vorne an (wo denn sonst?)

Bevor alle Reianer mich lynchen, weil ich sei als schwaches, schnell erschöpften Mädchen dargestellt hab (obwohl das IMO realistischer ist, als eine perfekte Kampfmaschine mit 400sten Dan in Karate, wie es manche Autoren tun.), sollte ich Folgendes hinzufügen: die Wandertour sollte anfangs ganz anders verlaufen, mit Hikari und Toji als Begleitung, Hikari, die umkippen würde, Toji sie tragen usw.(was die T/H-Beziehung etwas glaubwürdiger gemacht hätte), und es irgendwann in der Zeitspanne zwischen den 'Lieferauftrag' Tojis und seiner Auswahl als Fourth Children stattfindet.
Doch nachdem ich die Episoden nochmal angeschaut habe, musste ich feststellen, dass sie keine Zeit dazu hätten, da sie den Unterricht bis zum späten Nachmittag hatten und es war kein Tag dazwischen. Aber wenn sie noch vor dem Geschehen sich näher kamen, könnte die Szene nicht so richtig klappen. Aber da ich nicht die Szene aufgeben wollte, schickte ich Rei mit Shinji und Asuka etwas frische Luft schnappen.
Übrigens, den Hardcore-Otakus (zu denen ich mich leider nicht zählen kann, da ich nachschlagen musste) hätte was ins Auge fallen können: Koichi Yamadera ist der japanische Synchronsprecher von Kaji.

Die Asuka/ Shinji-Szenen scheinen sehr ähnlich gestaltet zu sein, doch seht es so: Ich muss sie gelegentlich miteinander reden lassen. Sie können nur dann frei reden, wenn sie unter sich sind. Sie können auch 'andere Dinge' nur dann tun, wenn sie unter sich sind. So ist es nur logisch, oder?


Wieso öffnen sie mehr von ihren Karten Kaji, als den Anderen. Nun, das erzähle ich in dem siebten Kapitel, aber... ratet doch einfach mal drauflos, es ist nicht so schwierig, wie es scheint...

Und nun, der Engel-Kampf... He, das war mein erster echter Kampf und für so jemanden, der so schlecht beschreiben konnte, wie ich, war es relativ schwierig, den Dreh herauszukriegen. Ich weiss, ich habe etwas 'künstlerische Freiheit' walten lassen, wie der 'untote Engel' zum Beispiel.
Aber mal im Ernst, Leute, einfach nur den Toji herauszupulen und dem Engel ein Fatality zu verpassen wäre einfach zu langweilig und ich bezweifle doch sehr, dass Shinji die Einheit-03 zu Frikasee verarbeiten würde, wie es der DummyPlug gemacht hatte.

Ich denke, ich habe mich für alles entschuldigt. Dann seid mal gespannt auf das Kapitel 5, wenn wir auf den 14. Engel stossen. Wird es wieder Zeruel-Häppchen geben? Wird Shinji wieder zu einer Pfütze von LCL? Wartet einfach ab und erfährt es im nächsten Kapitel...

Und natürlich vielen Dank an meine Pre-reader Dennisud und Divine Chaos.




P.P.S. Oder die Bemerkung des Übersetzers:

Ja! Ich habe es endlich geschafft! Und weder das OpenOffice.org, meine Eltern, meine tagtäglichen Pflichten noch meine Projekte konnten mich aufhalten!

Vergesst den OpenOffice: er lässt das Gespeicherte verschwinden.
Und jetzt darf ich mich wohl als T2t-Übersetzer nennen, da ich es endlich vollbracht habe!

Dazu möchte ich mich herzlich bei Nur_er_steht_hier (Anmerkung von Jimmy: Ich denke zumindest, er meinte dich ;) ) bedanken für seine Kritik und Korrekturvorschläge. Danke für deine Hilfe, Mann! 
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